Rede der Sozialistischen Arbeiterpartei Kroatiens (Socijalistička radnička partija Hrvatske, SRP) bei der Festveranstaltung von PdA und KJÖ „100 Jahre kommunistische Bewegung in Österreich“, Wien-Donaustadt, 3. November 2018
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Gäste!
Im Namen der Sozialistischen Arbeiterpartei Kroatiens, im Namen der Koordination der kommunistischen und Arbeiterparteien aus dem Jugoslawienraum und in meinem Namen begrüße ich alle Anwesenden und bedanke mich bei der Partei der Arbeit Österreichs für die Einladung zu diesem wichtigen Jubiläum: 100 Jahre kommunistische Bewegung in Österreich.
In der Zeit der großen gesellschaftlichen Veränderungen, nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch vier großer Imperien, beeinflusst von der Idee der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, wurden in vielen europäischen Ländern kommunistische und Arbeiterparteien gegründet.
Die KPÖ ist, wie auch andere revolutionäre Parteien, auf ihrem Weg auf zahlreiche Hindernisse gestoßen. die vom bürgerlichem Régime aufgestellt wurden. Sie wurde verboten, hat Erfahrung in illegaler Arbeit und Verfolgung gemacht, schloss sich der Widerstandsbewegung im Zweiten Weltkrieg an, während der Okkupation durch die Nazis, und hat im Kampf für die Freiheit mit 2000 Leben ihrer Mitglieder zur Befreiung beigetragen, wofür wir ewig dankbar sind.
Die Partei der Arbeit Österreichs kann als Nachfolgepartei der Ideen der KPÖ zu Recht stolz auf ihre Vorgängerin sein.
Einen ähnlichen Weg gingen auch die jugoslawischen Kommunisten, deren 100. Jubiläum der Gründung nächstes Jahr ist. Repressionen, Verfolgungen, Verhaftungen, Folter und Mord während des Königreiches Jugoslawiens haben sie nicht gebrochen, genauso wenig wie ihre Genossen aus den anderen Parteien, im Gegenteil, sie stärkten ihren Willen zu kämpfen. Die österreichischen und jugoslawischen Kommunisten kämpften zusammen in den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, an der Seite der Republikanischen Regierung, und haben damit den proletarischen Internationalismus manifestiert.
Die jugoslawischen Kommunisten, angeführt von Josip Broz Tito, erkannten die kommenden Ereignisse vor dem 2. Weltkrieg rechtzeitig und bereiteten sich darauf vor. Sie organisierten und führten das Volk in den Volksbefreiungskampf und erkämpften die sozialistische Revolution. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, so auch die Agrarreform und Industrialisierung des Landes. Das erste Mal in der Geschichte wurden die Idee der Selbstverwaltung als emanzipatorische Tendenz implementiert sowie die erfolgreiche Lösung der nationalen Frage. Durch die Politik der Blockfreiheit im internationalen Bereich wurde die längste Friedensperiode auf dem Balkan ermöglicht.
Nach den tektonischen gesellschaftlich-politischen Prozessen in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, deren Ziel der Durchbruch des großen Kapitals Richtung Osten und die Besetzung neuer Territorien war, wurden die sozialistische Gesellschaftsform in Osteuropa und die Selbstverwaltung in Jugoslawien abgeschafft.
Kroatien hat zusammen mit Slowenien mittels einseitiger Sezession die SFRJ auch territorial desintegriert, ihre Finanzen den ausländischen Banken sowie die Infrastruktur den ausländischen Verwaltungen ausgehändigt. Die Produktionsmittel, die in den Händen der Hersteller waren, wurden geraubt und den auserwählten Individuen gegeben oder fremden Besitzern verkauft. Das Gleiche passierte auch mit den Hotelobjekten. Schon drei Jahrzehnte wird die Deindustrialisierung des Landes durchgeführt und wir erleben gerade deren Endphase, die Krise der Schiffbauindustrie, die früher Jugoslawien an die Spitze der Weltschiffbauindustrie brachte. Fraglich ist auch das Weiterbestehen der Werft „Uljanik“, die 1856 in Pula während der Monarchie Österreich-Ungarns gegründet wurde. Parallel mit der Abschaffung der Industriebetriebe werden große Einkaufszentren eröffnet, womit wir ein Markt für fremde Produkte werden.
Es wurde ein gewaltiger Geschichtsrevisionismus durchgeführt, die Errungenschaften aus dem sozialistischen Zeitraum werden negiert, die Gegensätze aus dem Zweiten Weltkrieg werden aufgefrischt, die Sieger werden stigmatisiert und die Erinnerung an sie abgeschafft, es werden Denkmäler zerstört, die Namen der Straßen, die einst die Namen der revolutionären Helden trugen, werden geändert. Gleichzeitig werden die besiegten Kollaborateure auf ein Niveau der Rechtfertigung erhoben. Die Anwesenheit der klerikalfaschistischen Idee kann man in vielen Segmenten der Gesellschaft erkennen, mit Toleranz, Zuneigung und auch Unterstützung der Institutionen des Staates. Diese Vorkommnisse überschreiten auch die Staatsgrenzen, und so findet auch hier in Österreich, auf dem Bleiburger Feld, jedes Jahr im Mai ein Treffen der Anhänger der Ustascha-Ideologie statt. Mit Freude stellten wir fest, dass der österreichische Staat dieses Jahr reagierte, was wir natürlich begrüßen. Genau hier sehen wir die Möglichkeit zur Zusammenarbeit und gemeinsamer zukünftiger Handlung unserer Parteien.
Die Stärkung der rechten und auch klerikalfaschistischen Strömungen kommt nicht nur in Kroatien vor, sondern auch anderswo. Zuerst enstand sie in einigen Teilen der ehemaligen sozialistischen Staaten Osteuropas, und in den letzten Jahrzehnten auch in den Ländern Westeuropas. Das sind gefährliche Tendenzen, die die Mobilisierung aller progressiven Subjekte verlangen und von uns als Angehörige des politischen Klassenstandpunkts vollkommenes und selbstloses Engagement erfordern.
Genossinnen und Genossen, wie ich schon erwähnte: Nächstes Jahr ist das 100. Jubiläum der Gründung der Sozialistischen Arbeiterpartei Jugoslawiens (Kommunisten). Am 2. Kongress hat die Partei den Namen in KP Jugoslawiens umgeändert. Auf der 10. Sitzung der Koordination kommunistischer und Arbeiterparteien des Jugoslawienraums, die vor zwei Wochen in Mazedonien abgehalten wurde, wurde beschlossen, dass die Koordination den 100. Jahrestag der Gründung der Partei nächstes Jahr in Belgrad organisiert. Wir glauben, dass wir unseren Entschluss auch durchführen und dass wir eure Gastfreundschaft erwidern werden können.
Hoch die internationale Solidarität!
Danke für Eure Aufmerksamkeit!
Wien 3. November 2018
Sozialistische Arbeiterpartei Kroatiens