Redebeitrag von Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront, auf der Oktoberrevolutionsfeier der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), Wien, 10. November 2023
Liebe Genossinnen und Genossen!
Die Oktoberrevolution markiert die Geburt des ersten Staates in der Hand der Arbeiterklasse. Damit ist sie ein Ereignis von weltweiter und zeitloser Bedeutung. Konterrevolutionären Bestrebungen innerhalb der Sowjetunion, einer Intervention der imperialistischen Staatenwelt, einem Krieg gegen den Faschismus und vielem mehr zum Trotz, konnten viele und große Erfolge erreicht werden.
Als die Arbeiterklasse Russlands, angeführt von den Bolschewiki, mit der Oktoberrevolution die Macht im Staat eroberte, konnten etwa ein Viertel der Bevölkerung lesen und schreiben. Die Bevölkerung Sibiriens bestand zu 85 – 90 Prozent aus Analphabeten, die Bevölkerung Zentralasiens sogar zu über 97 Prozent. Die Emanzipation der Arbeiterklasse und der Jugend, und somit auch ihre Bildung, sind jedoch Voraussetzungen für den Sozialismus. „In einem Land voller Analphabeten kann man keine kommunistische Gesellschaft aufbauen“, erklärte Wladimir Lenin. 1919 wurde also ein Dekret erlassen, welches den Analphabetismus beseitigen sollte und jeden Bürger und jede Bürgerin Sowjetrusslands zur Alphabetisierung in Russisch oder der jeweiligen Muttersprache verpflichtete. Im ganzen Land wurden Sprachschulen aufgebaut, mit dem Ziel jedem Menschen in Sowjetrussland das Lesen und Schreiben beizubringen. 1926 betrug die Alphabetisierungsrate bereits über zwei Drittel, nach dem Zweiten Weltkrieg zirka 88 Prozent. Die regionalen Unterschiede wurden immer geringer. 1897 konnten noch knapp 1,5 Prozent der Usbekinnen und Usbeken zwischen neun und 49 Jahren lesen. 1939 waren es fast achtzig Prozent. Ähnliche Zahlen sind in den anderen zentralasiatischen Teilrepubliken zu verzeichnen.
Die Bildung der Bevölkerung der jungen Sowjetunion wurde als notwendige Voraussetzung für ihre Emanzipation verstanden. Nach der Revolution wurden im ganzen Land Schulen, Universitäten und Bildungsinstitute gebaut. 1930 wurde die universelle Grundschulbildung in der Sowjetunion eingeführt. In den Sechzigern betrug der Anteil an Menschen, die eine Schule besucht hatten, 99 Prozent. Und die Offensive im Bereich des Bildungswesens trug Früchte. 1980 hatte die Sowjetunion mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als die USA, Japan, Großbritannien und Deutschland zusammen. Im Zuge der imperialistischen Bedrohung im Kalten Krieg wurde ein Fokus vor allem auf naturwissenschaftliche Disziplinen sowie die Mathematik gesetzt. 1950 erarbeiteten Absolventinnen und Absolventen von speziellen mathematischen Schulen das sowjetische Raumfahrtprogramm. Die Sowjetunion sendete mit Sputnik 1 1957 den ersten Satelliten ins All, mit Juri Gagarin 1961 den ersten Menschen, und mit Walentina Tereschkowa 1963 die erste Frau.
In den Sechzigern wurde außerdem die Universität der Völkerfreundschaft in Moskau gegründet, mit dem Ziel, jungen Menschen aus der ganzen Welt, vor allem aus Lateinamerika, Asien und Afrika eine akademische Ausbildung zu ermöglichen. 1961 wurde diese nach dem Antiimperialisten und ersten Ministerpräsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Patrice Lumumba, benannt. An der Lumumba-Universität referierten etwa der chilenische Dichter Pablo Neruda sowie der US-amerikanische Künstler und Kommunist Paul Robeson sowie viele weitere bedeutende Persönlichkeiten aus nichtwestlichen Nationen.
Der sozialistische Staat ließ auch Kindertagesstätten und Kindergärten erbauen, von denen es vor der Revolution ein paar Dutzend gab. Diese hatten laut Lenin die Aufgabe „tatsächlich die Frau zu befreien, in Wirklichkeit ihre Ungleichheit zu verringern und zu beseitigen, indem sie ihre Rolle in der sozialen Produktion und im sozialen Leben stärken.“. 1959 wurden Kindertagesstätten und Kindergärten vereint. Der Staat kümmerte sich somit um die Erziehung der Kinder ab zwei Monaten bis zum Erreichen des schulpflichtigen Alters von sieben Jahren. Er übernahm somit eine Arbeit, die in kapitalistischen Gesellschaften unbezahlt und vor allem von Frauen, mitunter parallel zur Lohnarbeit, ausgeführt wird.
Die Befreiung der Frau war ein reales, für den sozialistischen Aufbau notwendiges Ziel der Sowjetunion. Die Scheidung wurde auch ohne die Einwilligung des Mannes möglich, uneheliche Kinder erhielten dieselben Rechte wie eheliche, eine kostenlose Abtreibung wurde ermöglicht, Mutterschaftsurlaub wurde eingeführt. Die Zahl der arbeitenden Frauen verdoppelte sich innerhalb von nur sieben Jahren, zwischen 1923 und 1930. Und auch auf politischer Ebene erhielten Frauen dieselben Rechte wie Männer. Bereits in den Zwanzigern hatten hunderte der Stadt- und Dorfsowjets weibliche Vorsitzende.
Viele dieser Errungenschaften wurden Jahre später aus verschiedensten Gründen wieder rückgängig gemacht. So wurden 1936 Abtreibungen wieder verboten, um die Geburtenrate zu steigern, was jedoch später wiederum rückgängig gemacht wurde. Nichtsdestotrotz: Die Errungenschaften der Sowjetunion im Bereich der Befreiung der Frau waren zu diesem Zeitpunkt groß und weit fortgeschritten im Vergleich zu kapitalistischen Staaten.
Die sowjetischen Erfolge in den Bereichen der Bildung und Frauenbefreiung sind nicht die einzigen. Man könnte noch viele weitere aufzählen: So etwa Fortschritte im Gesundheitssystem, im Kampf gegen Armut oder im Kampf gegen den Faschismus. Diese Erfolge bedeuten nicht, dass die Sowjetunion ein makelloser Staat war, den es unwissenschaftlich anzuhimmeln gilt. Diese Erfolge zeigen, dass der Sozialismus im Gegensatz zum Kapitalismus die notwendigen Voraussetzungen bietet für die vollständige Befreiung der Arbeiterklasse, der Frau und der Jugend.
Dankeschön, Rotfront!
Eine Zukunft für die Jugend in der Sowjetunion
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