Tibor Zenker, stv. Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs, zum Tod Nelson Mandelas
Wenige Minuten nachdem Südafrikas Präsident Jacob Zuma im Fernsehen den Tod Nelson Mandelas bestätigt hatte, waren die elektronischen Medien bereits gut gefüllt mit längst vorbereiteten Nachrufen. Am folgenden Tag folgte die Betroffenheit, die in Österreich offenbar vom Bundespräsidenten bis zur FPÖ reicht, denn mit einem Friedensnobelpreisträger und einer Freiheitsikone will jeder gut befreundet sein. Noch heuchlerischer aber sind die Beteuerungen von höchster Regierungsstelle aus den USA und aus Großbritannien – also aus jenen Staaten, die jahrzehntelang das Apartheid-Régime unterstützt und Mandela erst vor fünf Jahren von ihren „Terrorlisten“ gestrichen haben.
Gerne vergessen wird, wofür Mandela tatsächlich stand – und weiter steht. Dass seine Freilassung 1990 und seine Wahl zum südafrikanischen Präsidenten 1994 bedeutende Schritte waren, am Kap zumindest ansatzweise bürgerlich-demokratische Verhältnisse zu schaffen, bleibt unbestritten. Doch Mandela wusste sehr wohl, dass diese formelle Freiheit und Gleichheit ihre Grenzen hat, die er oft genug betont hat: den Imperialismus, der auch ohne Kolonialsystem und ohne „Rassen“-Trennung“ existiert und den er in Form des US-Imperialismus für den globalen Hauptverbrecher hielt, weshalb er auch den Irakkrieg 2003 auf ökonomische Interessen der USA zurückführte; den Kapitalismus, der nur auf Basis der Armut des Großteils der Bevölkerung funktionieren kann; den Rassismus, der auch ohne staatliche Institutionen institutionalisiert sein kann; nationale Unterdrückung, die Mandela immer wieder am Beispiel des Umgangs Israels mit dem palästinensischen Volk thematisierte und gegen die auch der bewaffnete Widerstand notwendig ist, denn Mandela war eben nicht „der Gandhi Afrikas“. Das sind Tatsachen, gegen die nur mit dem fortgesetzten Kampf beizukommen ist. Wer das alles weißt, weiß auch, wer seine wahren Freunde und Verbündeten sind, die Mandela, der gewiss kein Kommunist war, auch benannte: Die UdSSR und die sozialistischen Staaten Europas, die kubanischen Revolution, die Südafrikanische Kommunistische Partei (SACP), die antiimperialistischen Freiheitsbewegungen der Völker.
Bereits in den 27 Jahren seiner Einkerkerung stand Mandela für die Hoffnung auf das Ende des Apartheid-Regimes. Und heute steht er auch folgerichtig für den tatsächlichen Schritt aus der Apartheid zum formell demokratischen und freien Südafrika. Aber mehr noch gab und gibt er, über seinen Tod hinaus, den Menschen die Hoffnung, dass tatsächliche Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Wohlstand und Frieden durch die Völker erkämpft werden können. Insofern bedeutet das Südafrika, das seit den frühen 1990er Jahren besteht, natürlich nur eine Etappe. Er würde sich zu keiner Gesellschaftsform außer zum Sozialismus bekennen, meinte Mandela. Davon ist seine Partei, der sozialdemokratische ANC, heute natürlich weit entfernt. Aber auch diese Befreiung wird sich das südafrikanische Volk auf dem Wege einer antiimperialistischen und sozialen Revolution erkämpfen. Dafür wird es nötig sein, auch Mandela zu entikonisieren und seine Ansichten zu entmythologisieren, um wieder den wahren Freiheitskämpfer, den Mann der Tat, freizulegen. Gegenwärtig, unmittelbar nach Mandelas Tod, ist das denkbar schwierig, denn überall, in den Medien und von „staatstragenden“ Politikern der ganzen Welt, wird das antiaufklärerische Gegenteil unternommen.
Beginnen muss man damit trotzdem gerade jetzt, damit die Betroffenheit wieder der begründeten Hoffnung auf ein besseres Südafrika in einer besseren Welt weicht. Eine solche Welt ist zu verwirklichen – in Mandelas Worten: eine klassenlose Gesellschaft, in der den Fähigkeiten und Bedürfnissen eines jeden Menschen entsprochen wird, in der es keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten, keine Unterdrücker und keine Unterdrückten, keine Kapitalisten, keine Imperialisten und keine Faschisten gibt; eine Welt ohne Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger, ohne Krankheitsepidemien und Ignoranz. – Die Hoffnung auf eine solche Welt in die Tat umzusetzen, bedeutet, Mandelas Werk fortzusetzen.
Von der Hoffnung zur Tat
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