Einige Anmerkungen zum gegenwärtigen „Monopolfinanzkapitalismus“
Ungeachtet der weltweiten Überakkumulationskrise scheint der „finanzgetriebene Kapitalismus“ fest im Sattel zu sitzen. Höhere Profitraten für einige wenige Finanzoligarchen, die sowohl industriellen Profit und Bankprofit, Unternehmergewinn und Zins, Spekulationsgewinne, Grundrente und kommerziellen Profit realisieren und ein weiteres Wachstum der anlagesuchenden Finanzvermögen stehen auf der Tagesordnung. Vor dem Hintergrund einer immer noch anhaltenden tiefen Regulierungskrise des Kapitalismus bedeutet dies, dass sich die Widersprüche weiter zuspitzen können. Denn die grundlegenden Disproportionen in der Ökonomie, die zur Krise geführt haben, bleiben bestehen. So äußert sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem 84. Jahresbericht Ende Juni 2014 besorgt über die aktuelle Entwicklung: „Es fällt schwer, das Gefühl einer verwirrenden Entkopplung zwischen den überschäumenden Finanzmärkten und den weltweiten, realwirtschaftlichen Entwicklungen zu vermeiden. (…) Trotz der Euphorie an den Finanzmärkten bleiben die realwirtschaftlichen Investitionen schwach. Statt ihre Produktionskapazität zu vergrößern, bevorzugen große Unternehmen, ihr Geld lieber zum Rückkauf der eigenen Aktien oder für Fusionen und Firmenübernahmen auszugeben“. (Junge Welt, 02.07.2014)
Finanzkapital
Einleitend seien einige Bemerkungen zum Begriff des Finanzkapitals gemacht. Das Finanzkapital ist nicht einfach nur zinstragendes Kapital, auch wenn es die Bewegung desselben vollzieht (G – G’). Es stellt gegenüber dem zinstragenden Kapital eine neue Qualität dar. Das Finanzkapital ist die „Verschmelzung“ oder „Verwachsung“ von Industrie und Bank. Die Verschmelzung von Industriekapital und Bankkapital bedeutet nicht die Verschmelzung der Institutionen oder institutionellen Funktionen des Kapitals, sondern bezieht sich auf die Monopolisierung des Eigentums. Die Trennung von Funktion und Eigentum ist die Voraussetzung für die Herausbildung des Finanzkapitals. „Die Trennung des Kapitaleigentums von der Anwendung des Kapitals in der Produktion, die Trennung des Geldkapitals vom industriellen oder produktiven Kapital, die Trennung des Rentners, der ausschließlich vom Ertrag des Geldkapitals lebt, vom Unternehmer und allen Personen, die an der Verfügung über das Kapital unmittelbar teilnehmen, ist dem Kapitalismus überhaupt eigen. Der Imperialismus oder die Herrschaft des Finanzkapitals ist jene höchste Stufe des Kapitalismus, wo diese Trennung gewaltige Ausdehnung erreicht.“ (Lenin 1988: 242)
Im Industriemonopol ist das industrielle Kapital und im Bankmonopol ist das Geldkapital konzentriert. Während das industrielle Kapital bestimmte Funktionen verrichtet und bestimmte Aufgaben hat, etwa die Ausrichtung der Produktion an die Gegebenheiten des Marktes und das Geldhandlungskapital wiederum eigenständige Funktionen vollzieht, wie etwa das in Übereinstimmung bringen von eingehenden und ausgehenden Zahlungen, so ist das Finanzkapital schlechthin auf Verwertung ausgerichtet, um einen Profit zu erzielen, der oft auch den gesamten Profit (Zins und Unternehmergewinn) verschlingen kann. Das Finanzkapital ist dabei als eine Kategorie des Monopolkapitalismus zu begreifen, eben als Verschmelzung von Industrie- und Bankmonopol in der Form des zentralisierten Eigentums. Mit der wachsenden Vergesellschaftung der Produktion verselbständigt sich das Eigentum mehr und mehr gegen die materiellen Prozesse, um die weitere Durchbrechung der privaten Schranken innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise zu vollziehen. Die zunehmende Monopolisierung des kapitalistischen Eigentums in Gestalt des Finanzkapitals, relativ losgelöst von der produktiven Anlage, ist Resultat des Vergesellschaftungsprozesses. Die Trennung von Eigentum und Funktion ist die Voraussetzung dafür, dass unter Bedingungen einer hohen Vergesellschaftung der Produktion der Zusammenhang von modernem Produktionsprozess und kapitalistischem Eigentum überhaupt noch gewährleistet werden kann. (vgl. Hess 1989: 20 f.)
Unternehmen
Seit Ende der 1970er Jahre hat sich ein hochkonzentriertes finanzielles Anlagekapital herausgebildet. John Bellamy Foster verortet den gegenwärtigen Kapitalismus zwar auf dem Boden des Monopolkapitals, doch grenzt er den sogenannten Monopolfinanzkapitalismus qualitativ gegen den klassischen Monopolkapitalismus ab: „Monopoly-finance capital is a qualitatively different phenomenon from what Hilferding and others described as the early twentieth-century age of ‚finance capital‘, rooted especially in the dominance of investment-banking. Although studies have shown that the profits of financial corporations have grown relative to nonfinancial corporations in the United States in recent decades, there is no easy divide between the two since nonfinancial corporations are also heavily involved in capital and money markets. The great agglomerations of wealth seem to be increasingly related to finance rather than production, and finance more and more sets the pace and the rules for the management of the cash flow of nonfinancial firms. Yet, the coalescence of nonfinancial and financial corporations makes it difficult to see this as constituting a division within capital itself.“(1) (Foster 2007)
Die Überakkumulation von Kapital bildet die Grundlage für die relative Verselbständigung des Eigentums gegenüber der Produktion. Das explosionsartige Wachstum der Finanzmärkte in den letzten Jahrzehnten lässt sich zunächst auf das erhebliche Anschwellen des relativen Kapitalüberschusses zurückführen, der nicht mehr direkt der Erzielung von Mehrwert in der Produktion dient, sondern in zinstragendes Kapital verwandelt wird. Für Konzerne aller Wirtschaftsbereiche sind die internationalen Finanzmärkte unumgänglich für ihre Verwertungsstrategie geworden. Spekulative Geldanlagen sind ein Bestandteil dieser Hinwendung zu Finanzinvestitionen. In Deutschland verzeichneten die Unternehmen im Zeitraum von 2000 bis 2007, also vor der globalen Wirtschaftskrise, einen Zuwachs der jährlichen Gewinne von 197 Milliarden Euro, davon wurden 84 Milliarden an die Eigentümer ausgeschüttet. Der Rest von 113 Milliarden Euro blieb den Unternehmen. Jedoch machten die Anlageinvestitionen in diesem Zeitraum nur zusätzliche 14 Milliarden Euro aus, das heißt 99 Milliarden Euro wurden als Finanzinvestitionen angelegt. (vgl. Bontrup 2013: 8f.) In Österreich gab es, über eine längere Periode betrachtet, einen ähnlichen Trend. Im Zeitraum von 1992 bis 2003 sank die gesamte Investitionsquote (absolute Investitionen im Verhältnis zum Umsatz) um 0,8 Prozentpunkte. Die Finanzinvestitionsquote stieg aber um 1,2 Prozentpunkte, während die Sachinvestitionsquote um 2 Prozentpunkte sank und die Immaterielle Investitionsquote (Investitionen in Patente, Lizenzen, EDV-Software ect.) unverändert blieb. (vgl. Kraus 2014).
Während sich die großen Unternehmen immer mehr den Finanzinvestitionen zuwenden nimmt umgekehrt der Finanzierungsbedarf der Unternehmen über die Finanzmärkte relativ ab. Zwar machen es die Erfordernisse der Kapitalakkumulation notwendig, riesige Summen bereitzustellen, die über anderem Wege oft nicht aufzubringen sind. Der Anteil der externen Finanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen an dem gesamten Mittelaufkommen war in den G7 Ländern jedoch von 1969 bis 1995 rückläufig. (vgl. Huffschmid 1999: 18 f.) „Sowohl in ‚kapitalmarktbasierten‘ Finanzsystemen, wie in den USA, als auch in traditionell eher ‚bankenbasierten‘ Finanzsystemen, wie Deutschland, finanzieren Unternehmen ihre Realinvestitionen zu einem überwiegenden Anteil aus internen Finanzierungsmitteln, d. h. aus einbehaltenen Gewinnen. In den USA folgte bis Anfang der 1980er-Jahre mit großem Abstand die Finanzierung durch Aktienemissionen, in Deutschland mit ebenfalls großem Abstand die Finanzierung durch Bankenkredite. Seit Beginn der 1980er-Jahre hingegen ist der Finanzierungsbeitrag der Aktienemissionen in den USA negativ. In Deutschland zeigt sich dieses Phänomen erst Ende der 1990er-Jahre. In dieser Entwicklung kommt eine durch die zunehmende Kurzfristorientierung besonders von institutionellen Anlegern mitverantwortete wachsende Bedeutung von Aktienrückkäufen zum Ausdruck, die in Deutschland erst 1998 legalisiert wurden. Sowohl eine hohe Dividendenausschüttungsquote als auch Aktienrückkäufe erhöhen zwar ceteris paribus die kurzfristige Aktienrendite eines Unternehmens und den Shareholder-Value, vermindern aber die dem Unternehmen für die Finanzierung von realen Investitionen zur Verfügung stehenden Mittel und tragen so zu einer Schwächung der realen Investitionsentwicklung und damit des langfristigen Wachstums des Unternehmens bei.“ (Hein/Dünhaupt 2008: 50)
Verflechtungen
Es gehört zu den Eigenarten des gegenwärtigen Finanzkapitalismus, dass sich das enge Beteiligungsnetzwerk zwischen Großunternehmen und Banken teilweise auflöst. Dies steht aber nur scheinbar im Widerspruch zu der immer dichter werdenden Verwachsung von Industrie- und Bankkapital, zumal die Finanzinvestitionen über die internationalen Finanzmärkte an Bedeutung gewinnen. So erodierte in Deutschland die sogenannte „Deutschland-AG“. „Als Deutschland-AG wurde das hegemoniale Netzwerk von Banken, Versicherungen und Konzernen verstanden, das durch starke wechselseitige Beteiligungen und personelle Verflechtungen gekennzeichnet war. Dieses Netzwerk, in deren Zentrum die Deutsche Bank und die Allianz standen, erodiert seit etwa zwanzig Jahren, was der These von der wachsenden Bedeutung der Finanzbranche zu widersprechen scheint. Neben bestimmten steuerlichen Regelungen, die das Veräußern von Unternehmensanteilen profitabel machten, ist es aber genau die wachsende Bedeutung des Finanzdienstleistungssektors jenseits der großen Banken sowie deren internationaler Charakter, die zu diesem Effekt führten. Gegenüber den nationalen Industriebeteiligungen mit ihren langen Bindungen und Risiken erwies sich die Kapitalanlage am globalen Finanzmarkt mit seinen rascheren Rückflüssen als wesentlich profitabler und flexibler. Die großen Banken und Versicherungen wandten sich deshalb selbst verstärkt diesem Markt zu.“ (Leibiger 2014: 140) Auch in Österreich erodierte die sogenannte „Österreich-AG“, also das Netzwerk zwischen großen Unternehmen, Banken und Versicherungen. So sind die Personalverflechtungen zwischen den Unternehmen (den größten 100 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen und den größten 25 Unternehmen der Finanzbranche) in den letzten Jahrzehnten (seit dem Untersuchungsausgangsjahr 1967) stark zurückgegangen, was teilweise auch darauf zurückzuführen ist, dass Unternehmen gänzlich aus dem Netzwerk ausschieden. Im Zentrum der Österreich-AG hat einige Zeit die Creditanstalt gestanden die sich ab Mitte der 1970er Jahre für die Straffung ihres Beteiligungsbesitzes entschied. Der Verkauf von 75 Prozent der Semperit Reifen GmbH 1985 läutete das Ende der CA als Industriekonzern ein. (vgl. Korom 2013: 63 ff.) Unter dem Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari sollte das Engagement auf dem Gebiet der industriellen Beteiligungen geordnet zurückgeführt werden und eine Umschichtung hin zu Finanzbeteiligungen erfolgen. (vgl. Kubik 2005: 421) Die Creditanstalt zog sich schließlich aus dem Unternehmensnetzwerk zurück. Doch trotz der Erosion der „Österreich-AG“, bleibt ein zentraler Kern des Netzwerkes bestehen, der zwar ein wenig schmilzt aber 2008 immer noch die Hälfte der Unternehmen erfasst. (vgl. Korom 2013: 67 ff.)
Wachstum der Finanzmärkte auch in der Krise
Dem Wachstum der Finanzmärkte tut auch die Krise keinen Abbruch. Das weltweite Finanzvermögen machte im Jahr 2007 206 Billionen US-Dollar aus. Somit ist dieses Vermögen seit dem Jahr 1980 etwa um das siebzehnfache gestiegen. 2008 ging das Finanzvermögen dann krisenbedingt um 8,3 Prozent zurück, also um 17 Billionen Dollar. 2009 stieg dieses aber bereits wieder auf 206 Billionen Dollar an, somit wurde der Verlust vollständig wettgemacht. Ende 2010 waren es bereits 219 Billionen Dollar, die weltweit nach profitablen Anlagemöglichkeiten suchten. Bis 2012 ist das Finanzvermögen noch weiter auf 225 Billionen Dollar angewachsen. (vgl. Bontrup 2013 163f.) Allerdings hat sich das Wachstum verlangsamt. Betrug die jährliche Wachstumsrate des globalen Finanzvermögens von 2000 bis 2007 noch 8,1 Prozent, so in den Jahren von 2007 bis 2012 „nur noch“ 1,9 Prozent. (vgl. McKinsey & Company 2013)
Die Aufblähung der Finanzmärkte kann jedoch nicht ausschließlich über nicht wieder direkt in die Akkumulation eingehende Profite erklärt werden, die sodann den Finanzmärkten zuströmen. Diesen Schluss legt schon die Tatsache nahe, dass die Finanzmärkte bei weitem rascher wachsen als die Realakkumulation. Von 1996 bis 2006 wuchs das globale Finanzvermögen mit einer jährlichen Rate von 9,1 Prozent, wohingegen das globale BIP um jährlich 5,7 Prozent wuchs. (vgl. McKinsey & Company 2008) Diese Entwicklung muss vor allem auch auf die Fähigkeit der Finanzmärkte zurückgeführt werden, Kreditgeld in gewaltigem Umfang zu schöpfen. Zahlt ein Kunde bei seiner Bank einen Bargeldbetrag auf sein Konto ein, so bedeutet das, dass die Geschäftsbank bisher nicht existierendes Buchgeld in Form einer Sichteinlage des Bankkunden bei ihr neu schöpft und vom Kunden hingegen Geld der Zentralbank (EZB) als Aktivum erhält. In diesem Fall handelt es sich um passive Geldschöpfung. Der Kunde, der das Bargeld eingezahlt hat erhält jetzt statt dem Zentralbankgeld einen gleich hohen Betrag an Bankbuchgeld. Die Bank kann auf Grundlage dieses Bargeldes Kredite an andere Kunden gewähren und so wiederum aktiv Buchgeld schöpfen. Bei der Aktivschöpfung erwirbt die Bank aber kein neues Zentralbankgeld. Bei der Vergabe von Krediten muss jede Geschäftsbank einen bestimmten Prozentsatz ihrer Einlagen aus dem Passivgeschäft bei der Zentralbank hinterlegen.
Spekulation
Ein großer Teil des zinstragenden Kapitals nimmt nie die Form produktiv fungierenden Kapitals an, dient weder der Finanzierung des privaten Konsums noch der Kreditierung des Staatshaushaltes. Es ist daher naheliegend anzunehmen, dass ein gewichtiger Teil des zinstragenden Kapitals in der Finanzsphäre verharrt, wo es relativ unabhängig von der realen Profitentwicklung seine Bewegung vollzieht. Dies ist möglich, da die Bedienung von Ansprüchen des zinstragenden Kapitals durch neues zinstragendes Kapital über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden kann. Spekulative Transaktionen zwischen einem kleinen Kreis von großen Finanzinstituten sind es, die zur Aufblähung der Finanzsphäre beitragen. Durch diese Käufe und Verkäufe von Finanztiteln, denen der Kredit zugrunde liegt und welche die Schöpfung immer neuen Kreditgeldes erforderlich machen, werden Einkommen generiert, die von der Entwicklung der Mehrwertproduktion relativ unabhängig sind und die auch keine unmittelbare Entsprechung in der Realakkumulation haben. Das heißt nicht, dass sich dies zinstragende Kapital nicht letztlich auch aus dem Mehrwert speisen müsste. Es bedeutet aber, dass es sich um die Akkumulation von Ansprüchen auf Kapital handelt die Einkünfte abwerfen. Einkünfte die nichts vorstellen als Ansprüche auf den Mehrwert, wobei jedoch diese Akkumulation von Ansprüchen zunächst ins Uferlose ausgedehnt werden kann, relativ unabhängig von der Realisierung des Mehrwerts.
Finanzkapitalistische Monopolprofitrate
Die schrankenlose Kreditausweitung und die Spekulation begründen auch die hohen Gewinne, die über die Finanzmärkte erzielt werden. Davon profitiert die Finanzindustrie, die deutlich höhere Profitraten erzielt als es in der übrigen Wirtschaft üblich ist (vgl. Zeise 2013) aber auch die großen Konzerne die an den Finanzmarktrenditen partizipieren. Die hohe Rendite, die über die Finanzmärkte erzielt wird, dient gleichzeitig als Messlatte für die Gewinne, die in der Realakkumulation erzielt werden sollen. Die Shareholder gehen von einer erwünschten Eigenkapitalrendite aus, die ein Unternehmen erreichen muss. Dabei waren Renditen von 25 Prozent, die über die Finanzmärkte erzielt werden konnten, keine Seltenheit. „Das fiktive Kapital hat offenbar längst begonnen, Amok zu laufen um eine geforderte, gewünschte, in Boomzeiten und Zeiten der Blasenbildung realisierte, und natürlich stets auch noch die Konkurrenten übertrumpfende, und daher im Kern unbestimmte und nach oben hin offene, PR (Profitrate, Anm.) zu realisieren. Das wird immer schwerer und gelingt tendenziell immer seltener.“ (Elsner 2013: 45) Gegenüber den Finanzmarktrenditen erzielten die österreichischen Unternehmen (Bau, Dienstleistung, Handel, Sachgütererzeugung) im Jahr 2005 eine Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss in Prozent des Eigenkapitals) von 14,8 Prozent um bis 2007 einen Spitzenwert von 15,2 Prozent zu erreichen. (vgl. Koza 2014) Im Vergleich dazu erzielten die österreichischen Unternehmen im Zeitraum von 2008 bis 2012 eine durschnittliche Eigenkapitalrendite von 12,6 Prozent. (vgl. Moshammer et al.: 2014) Dadurch, dass das zinstragende Kapital einen Profit beansprucht, dessen Rate oft höher ist als im mehrwertproduzierenden Bereich, wird die Verwertung des produktiv fungierenden Kapitals weiter eingeschränkt und Neuinvestitionen geraten ins Stocken. Jedenfalls fließen die Profite verstärkt in Richtung Gläubiger und Shareholder. Es zeigt sich, dass der Anteil der Zins- und Dividendenzahlungen an den Unternehmensgewinnen in den letzten Jahrzehnten angestiegen ist. Seit den frühen 1980er Jahren nahm in den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften der USA der Anteil der Zins- und Dividendenzahlungen bis 2006 deutlich zu. In Deutschland zeigt sich jedoch im Gegensatz zu den USA, dass Ausschüttungen und Entnahmen im Verhältnis zum Betriebsüberschuss in den 1980er Jahren eher abnehmen. In den 1990er Jahren ist die Ausschüttungsrate dann stark gestiegen, um bis 2006 etwa konstant zu bleiben. (vgl. Hein/Dünhaupt 2008: 41 f.)
Ausblick
Die gegenwärtige Krise ist eine Krise finanzkapitalistischer Verwertung. Die Ansprüche des zinstragenden Kapitals bleiben jedoch hoch, trotz der Schwäche der Realakkumulation. Niedrige Zinsen tragen zu einer Aufblähung der Finanzsphäre bei. „Wegen der tiefen Zinsen befinden sich auf der ganzen Welt die Preise für Vermögenswerte – für Aktien, Gewerbeimmobilien usw. – auf einem historisch hohen Niveau. Zugleich verlieren die Staatsschuldenpapiere für die Vermögensbesitzer an Attraktivität, weil sie nur geringe Zinsen abwerfen.“ (Bischoff 2014: 59) „Die Bedeutung des Geldkapitals und des Kreditwesens spiegelt die Reife der kapitalistischen Gesellschaftsformation.“ (ebd.: 58) Das Monopol hat einen Entwicklungsstand erreicht, der es überreif macht für die Enteignung. Eine Überwindung von Finanzmarktdiktatur und neoliberalem Sparzwang erfordert Eingriffe in die finanzkapitalistischen Eigentumsstrukturen, ohne deren Umwälzung keine soziale Alternative vorstellbar ist.
Von Gerfried Tschinkel
Anmerkungen
(1) „Das Monopolfinanzkapital ist ein Phänomen das qualitativ zu unterscheiden ist von dem, was Hilferding und andere im frühen zwanzigsten Jahrhundert als ‚Finanzkapital‘“ beschrieben haben, welches vor allem in der Dominanz der Investmentbanken begründet war. Obgleich Studien gezeigt haben, dass in den USA die Profite der finanziellen Unternehmen in den letzten Jahrzehnten relativ zu denen der nichtfinanziellen Unternehmen gestiegen sind, gibt es keine einfache Trennung zwischen den beiden, da nichtfinanzielle Unternehmen auch stark an den Kapital- und Geldmärkten engagiert sind. Die große Anhäufung von Vermögen scheint verstärkt auf die Finanzsphäre anstatt auf die Produktion bezogen zu sein und die Finanzsphäre gibt mehr und mehr das Tempo und die Regeln des Managements und des Cash Flows nichtfinanzieller Unternehmen vor. Die Verschmelzung von nichtfinanziellen und finanziellen Unternehmen macht es schwer, noch von einer Trennung innerhalb des Kapitals zu sprechen.“
Literatur
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Bontrup, Heinz‑J. 2013. Krisenkapitalismus und EU-Verfall. Köln
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Hein, Eckhard/Dünhaupt, Petra. 2008. Die wachsende Bedeutung des Finanzsektors und die Folgen für Beschäftigung, Verteilung und Wachstum – Die USA und Deutschland im Vergleich. In: WISO 3/2008
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Kraus, Alfred. Statt Realinvestitionen – mehr Finanzkapital, http://www.arbeit-wirtschaft.at/servlet/ContentServer?pagename=X03/Page/Index&n=X03_1.a_2005_03.a&cid=1182957349047, 22.08.2014
Kubik, Franz. 2005. Creditanstalt-Bankverein: Von der führenden Bank des Landes zur internationalen monetären Visitenkarte Österreichs. In: Rathkolb, Oliver/ Venus, Theodor/Zimmerl, Ulrike (Hrg.). 2005. Bank Austria Creditanstalt – 150 Jahre österreichische Bankgeschichte im Zentrum Europas. Wien: 415 – 436
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