Erklärung der Zentralen Leitung der Jugendfront zu 80 Jahren Befreiung Österreichs vom Faschismus. Wien, 29. März 2025.
In der Nacht vom 28. auf den 29. März 1945 erreichte eine kleine Vorhut der Roten Armee die burgenländische Grenze zu Ungarn. Am 29. März befreiten die Rotarmisten Klostermarienberg, einen kleinen Ort an eben jener Grenze. Wenige Tage später erreichte die sowjetische Armee Wien, das am 13. April schließlich für befreit erklärt wurde. Der Grenzübertritt markiert somit einen wichtigen Moment in der Geschichte der Befreiung Österreichs vom Faschismus und der deutschen Fremdherrschaft, die sich heuer zum 80. Mal jährt.
Ein wichtiger Ausgangspunkt der erfolgreichen Offensive der Roten Armee war der Sieg bei Stalingrad über die deutsche 6. Armee. Mit ihr fiel auch der Mythos der Unbesiegbarkeit der Faschisten. Der Beitrag der Sowjetunion im Kampf gegen die Nazis war der größte unter den Alliierten – der Preis, den das sowjetische Volk dafür zahlen musste, ebenso. Über 26 Millionen Menschen aus der Sowjetunion starben im Laufe des Krieges gegen die faschistischen Verbrecher. Millionen Rotarmisten, die in Kriegsgefangenschaft gerieten, wurden hingerichtet und mussten Hunger, Kälte, Krankheiten sowie Zwangsarbeit ertragen.
Und während sich die Westalliierten noch weigerten, eine zweite Front im Westen zu eröffnen, konnten antifaschistische Widerstandsbewegungen, befeuert durch den Sieg bei Stalingrad, in ganz Europa neue Hoffnung und Moral schöpfen. Auch in Österreich gab es organisierten Widerstand gegen die deutschen Faschisten. Die Kommunistinnen und Kommunisten leisteten unter allen Gruppen den Großteil dieses Widerstandes.
Die Rolle des Kommunistischen Jugendverbandes
Der Kommunistische Jugendverband Österreichs (KJVÖ) bewies seine Fähigkeit zum konsequenten Kampf gegen den Faschismus bereits vor dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. So gingen die Mitglieder des seit 1931 illegalen KJVÖ in die legalen Verbände des Austrofaschismus, um dort ihre politischen Ziele zu verfolgen. Das Anliegen der jungen Kommunistinnen und Kommunisten war es, ihre Inhalte auch unter den Bedingungen der Illegalität an möglichst breite Teile der Arbeiterjugend heranzutragen. Der KJVÖ war, ebenso wie die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) aktiv an den Februarkämpfen beteiligt. Nach dem Februar 1934 kam es zu Massenübertritten von Mitgliedern und Gruppen sozialdemokratischer Jugendorganisationen in den KJVÖ.
Der Anschluss und der darauffolgende Terror gegen die Organisationen der Arbeiterklasse, der deutlich brutaler war als jener des austrofaschistischen Regimes, traf den KJVÖ hart. Nichtsdestotrotz konnte der Kommunistische Jugendverband seine Arbeit in der Illegalität wieder aufnehmen. Neue, den Behörden noch nicht bekannte Personen begannen Organisationsstrukturen zu schaffen und eine Dezentralisierung voranzutreiben. Es setzte sich die von KPÖ und KJVÖ propagierte Losung „Du bist die Partei“ durch. All jene Genossinnen und Genossen, die sich zu den Prinzipien und Zielen des Verbandes bekannten, hatten von nun an die Hauptlast des Widerstandes zu tragen. Wie zuvor im Austrofaschismus versuchte man auch in den legalen Massenorganisationen der Nazis zu wirken und die Jugend über den imperialistischen und räuberischen Charakter des deutschen Faschismus aufzuklären. Einen großen Stellenwert nahm aber auch die Sabotage der Rüstungsproduktion und der Widerstand innerhalb der Wehrmacht und in den Konzentrationslagern ein.
So war etwa die Gruppe „Soldatenrat“ mit gleichnamiger Zeitung eine wichtige Struktur des Widerstandes, die eng mit dem Kommunistischen Jugendverband verknüpft war und die von KJVÖ-Mitgliedern mitbegründet wurde. Die Gruppe organisierte zahlreiche antifaschistische Schulungen primär für Soldaten, verschickte Feldpostbriefe an die Front und führte punktuell auch Akte der Sabotage erfolgreich durch.
Die Repression gegen die Kommunistinnen und Kommunisten nahm dabei im Laufe der Zeit zu. Sie erreichte eine neue Qualität vor allem mit dem Beginn des Krieges. Während in den Jahren 1938 und 1939 bei kommunistischer Betätigung noch Haftstrafen möglich waren, wurde das Todesurteil mit Beginn des Krieges immer häufiger. Zu Beginn wurde der Widerstand mit der Waffe im Fall einer Verhaftung vom KJVÖ noch abgelehnt, ab 1944 gab es keine Diskussion mehr, dieses Mittel zu ergreifen.
Die jungen Kommunistinnen und Kommunisten nahmen ein enormes Risiko auf sich. Erinnert sei exemplarisch etwa an Anna Gräf, die sich bereits mit 15 Jahren dem KJVÖ anschloss und deren Geburtstag sich am 28. März zum 100. Mal jährte. Sie führte den Widerstand der Gruppe „Soldatenrat“ fort, nachdem die faschistische Justiz und die Gestapo den Kern der Gruppe im Sommer 1943 bereits zerschlagen hatten. Für ihren mutigen Widerstand gegen Faschismus und Fremdherrschaft wurde sie mit gerade einmal 18 Jahren im Landesgericht Wien auf dem Schafott ermordet.
Erst gegen Ende des Krieges konnten wieder umfassendere Organisationsstrukturen des Kommunistischen Jugendverbandes entstehen. So wurde 1944 im Untergrund die Gruppe „KJV Wien 44“ von Mitgliedern gegründet, die dem Nazi-Terror bislang entkommen waren. Unter strengster Geheimhaltung bereiteten sich die Genossinnen und Genossen auf den „Endkampf“ in Wien vor. Besonders in den westlichen Bezirken der Stadt leisteten sie einen bedeutenden Beitrag zur Befreiung Wiens. Dass etwa der 16. Bezirk das Kriegsende nahezu unversehrt überstand, ist maßgeblich dem KJVÖ-Mitglied und Sanitätsoffizier Heini Klein zu verdanken, der die Entwaffnung der verbliebenen Wehrmachtssoldaten organisierte.
Es ist überwiegend den Kommunistinnen und Kommunisten, und damit auch den Genossinnen und Genossen des KJVÖ, zu verdanken, dass Österreich den in der „Moskauer Deklaration“ geforderten eigenen Beitrag zu seiner Befreiung vom Hitler-Faschismus leistete.
Erinnern heißt kämpfen!
Als Jugendfront müssen wir an den mutigen und tapferen Kampf unserer Genossinnen und Genossen erinnern. Der aufopferungsreiche Widerstand der Kommunistinnen und Kommunisten gegen den Faschismus und die die deutsche Okkupation darf niemals in Vergessenheit geraten, den Mördern und Henkern des NS-Regimes darf niemals vergeben werden.
Doch damit ist es noch nicht getan. Heute, 80 Jahre nachdem die Rote Armee das erste Mal österreichischen Boden betrat, hat die Konterrevolution in der Sowjetunion und Osteuropa gesiegt. In der Ukraine tobt ein blutiger Stellvertreterkrieg der Imperialisten. Die Regierungen des Kapitals rufen allerorts zu Aufrüstung und rühren die Kriegstrommel. Auch das formal neutrale Österreich nimmt beispielsweise an Sky-Shield teil und engagiert sich immer offener im westimperialistischen Block.
Heute, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, hat das imperialistische Säbelrasseln ein neues Niveau erreicht. Es liegt an uns, zu verhindern, dass die Arbeiterklasse weltweit abermals in einen großen Krieg gestürzt wird. Es gilt den Imperialisten das Handwerk zu legen. Dazu braucht es den Aufbau einer schlagkräftigen kommunistischen Jugendorganisation, die dazu imstande ist, die Jugend der Arbeiterklasse auf diese große Aufgabe vorzubereiten – auch das ist eine Lehre der Geschichte des tapferen Widerstandskampfes der jungen Kommunistinnen und Kommunisten im KJVÖ.
Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!