Aus – Punkt – Ende für Zielpunkt

Erklärung von KOMintern zur angekündigten Zielpunkt-Insolvenz

Überraschend gab gestern der hunderte Millionen schwere Zielpunkt-Eigentümer Georg Pfeiffer in einem skandalösen Paukenschlag die umgehende Insolvenz der Einzelhandelskette bekannt. Die gerade laufenden Sozialplanverhandlungen betreffend der Verlegung der Wiener Zentrale wurden von einem Moment auf den anderen abgesagt und stattdessen dem Betriebsrat und der Gewerkschaft mitgeteilt gleich den ganzen Zielpunkt mit Wochenende in Konkurs zu schicken.
Ein Schurkenstreich der rund 3.000 Zielpunkt-Beschäftigte (2.500 im Verkauf, 300 in der Logistik und 200 derzeit in Karenz), vorrangig Frauen, über Nacht auf die Straße wirft. Eine überaus bittere „Vorweihnachtsüberraschung“ für die Mitarbeiter, mit zudem düsterer Zukunftsperspektive angesichts der jetzt schon 50.000 Jobsuchenden im Handel.
Ein Schurkenstück, welches zumal auch noch die Insolvenzkosten der Öffentlichkeit aufbürdet. Und das noch vor dem Hintergrund einer gerade beschlossenen Senkung der Arbeitgeberbeiträge zum Insolvenzentgeltfonds (IEF) um insgesamt 91 Mio. Euro durch die Regierung und „Sozialpartner“. Auch der Dienstgeberbeitrag zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) wird um insgesamt 790 Mio. Euro reduziert.
Parallel zur Hiobs-Botschaft für die Zielpunkt-Beschäftigten und in weiterer Folge wohl für die Belieferer (ist Zielpunkt in Wien mit rd. 130 seiner insgesamt 230 Filialen immerhin der zweitgrößte Lebensmittelhändler hinter Billa) schlägt der Wettbewerbsbehörde-Chef Theodor Thanner Alarm: mit der Zielpunkt-Pleite sei „zu befürchten dass die Preise steigen“. Der Lebensmittel-Einzelhandel, ohnedies schon notorischer Preistreiber, könnte so nochmals ein Stück drauf packen. Dabei liegen die Lebensmittelpreise in Österreich schon gegenwärtig um ein sattes Viertel höher als im EU-Durchschnitt und 20% über dem Preisniveau Deutschlands.
Dabei zeichneten Politik und Mainstream-Ökonomen unter dem Mantra eines entfesselten freien Wettbewerbs im Zuge des EU-Beitritts noch ein völlig gegenteiliges Bild: Mit der weiteren Öffnung der Märkte und Deregulierungen verschärfe sich der Wettbewerb auch unter den Großanbietern zu Preiskämpfen um Marktplätze und verbillige auf diesem Weg das tägliche Leben. Und in der Tat wurden (neben gleichzeitigen Preisabsprachen, Fusionen und Übernahmen) Preis- und Rabattkämpfe vorübergehend auch zu einem der Kampfmittel in der Verdrängungsschlacht der großen Handelsketten. Aber den Wolfsgesetzen des Marktes entsprechend waren diese gleichzeitig nie etwas anders als Durchgangsstadien und Zwischenschritte im Konkurrenzkampf um die Erringung stabiler Markt-Monopol-Stellungen und Vermachtung der Märkte, um den Konsumenten dauerhaft Monopolpreise und den Zulieferern die Preise wie Lieferbedingungen diktieren zu können. Eine weitere ökonomische Konzentration, die den drei Groß-Playern Spar, Rewe und Hofer, die bereits jetzt 85% des Marktes auf sich vereinigen, sowohl durch Übernahme der Filetstücke, wie durch die Schließung der unattraktiveren Standorte, in die Hände spielt.
Ein Tat-Bestand, der die Grundübel der dahindümpelnden Nachfrage im Land aufgrund der anhaltenden Einkommensverschiebungen zu Lasten der Arbeitenden sowie der durch die Decke schießenden Massenarbeitslosigkeit noch weiter verschärft.
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