Rede von Tibor Zenker, Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA), bei der Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen, 15. Mai 2022
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Kameradinnen und Kameraden!
Ich darf einige Worte im Namen der Partei der Arbeit Österreichs an euch richten. Der Schwerpunkt der Internationalen Befreiungsfeiern im ehemaligen deutsch-faschistischen Konzentrationslager Mauthausen ist heuer der politische Widerstand. Dass wir hier an der Gedenktafel für die 42 noch am 28. und 29. April 1945 in der hiesigen Gaskammer ermordeten politischen Häftlinge – Antifaschisten und Kommunisten – stehen, markiert eine passende Verknüpfung zu diesem Thema.
Die letzte Vergasungsaktion im KZ Mauthausen war aber nicht nur gegen die „Welser Gruppe“, wie sie bezeichnet wurde, und den Lagerwiderstand gerichtet. Sie implizierte auch die klare Zielsetzung der Nazifaschisten, trotz oder eben aufgrund ihrer absehbaren Niederlage die kommunistischen Kräfte zu dezimieren. Denn sie waren es, die wussten, dass der Faschismus ein direktes Ergebnis des Monopolkapitalismus, des Imperialismus darstellt, dass der Faschismus auf dieser Grundlage entsteht und existiert; und die daher auch über die Wahrheit Bescheid wussten, dass eine nachhaltige Ausschaltung des Faschismus einer sozialistischen Umwälzung bedurfte und bedarf. Insofern ging es den Nazis in den letzten Kriegstagen nicht nur um die Schwächung der Kräfte des demokratischen Neuaufbaus, sondern mehr noch um die Schwächung jener Kräfte, die für ein sozialistisches Österreich und ein sozialistisches Europa an der Seite der Sowjetunion wirken würden.
Die Kommunistinnen und Kommunisten waren der Hauptpfeiler des österreichischen Widerstandes gegen die faschistische Diktatur und die deutsche Fremdherrschaft – und sie hatten in der Illegalität, im Untergrund und im Partisanenkampf die meisten Opfer zu beklagen. Stellvertretend für sie gedenken wir der 42, denen diese Tafel gewidmet ist. Gleichzeitig gedenken wir der Opfer, die aus anderen politischen, aus rassistischen oder religiösen Gründen, aufgrund einer Behinderung oder ihrer sexuellen Orientierung von den Nazis verfolgt wurden, sowie jener, die ermordet wurden – etwa 100.000 im KZ Mauthausen. Wir gedenken der gefallenen Soldatinnen und Soldaten der Anti-Hitler-Koalition, unter denen die Rote Armee der UdSSR den höchsten Blutzoll zu entrichten hatte, aber auch den Hauptteil bei der Niederringung der Nazi-Barbarei leistete.
Am 5. Mai 1945 wurde das KZ Mauthausen befreit, nachdem der internationale, vornehmlich kommunistische Lagerwiderstand bereits weitgehend die Kontrolle übernommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt wehte über Berlin und Wien schon die rote Fahne mit Hammer und Sichel, die die sowjetischen Befreier gehisst hatten. Am 8. und 9. Mai waren der Krieg in Europa und die faschistische Diktatur beendet. Und deshalb handelt es sich heute nicht nur um ein trauriges Gedenken, sondern auch um eine positiv besetzte Feier – die Befreiungsfeier.
Die Hoffnung, Österreich nicht nur von Faschismus, Krieg und Fremdherrschaft, sondern auch vom Kapitalismus und Imperialismus befreien zu können, hat sich nach 1945 nicht erfüllt. Daher ist die Gefahr des Faschismus und großer imperialistischer Kriege nicht gebannt. Wenn wir sagen: „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“, dann ist das nicht nur ein moralischer Appell, sondern ein Auftrag an uns selbst, der mit der historischen Mission des revolutionären Klassenkampfes verbunden ist, mit der Überwindung des imperialistischen Kapitalismus als Wurzel von Faschismus und Krieg, mit dem Sozialismus als einziger Gesellschaftsform, die den antifaschistischen und antimilitaristischen Wunsch Wirklichkeit werden lassen kann. Diesen Kampf für die vollständige Befreiung der Menschheit konsequent fortzusetzen, ist die praktische und die beste Würdigung der Opfer des Faschismus und des historischen Erbes des antifaschistischen Widerstandes.
In diesem Sinne: Gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg! Für Frieden und Sozialismus! Freiheit!