Redebeitrag zum Gedenken an die Welser Gruppe 2021

Liebe Kameradinnen und Kameraden,

liebe Genossinnen und Genossen,

ich freue mich heute einige Worte im Namen der Partei der Arbeit Österreichs anlässlich der Befreiung vom Faschismus an euch richten zu dürfen. Wir versammeln uns hier im 76sten Jahr der Befreiung vor der Tafel, die 42 Widerstandskämpfer ehrt und an sie erinnert. Sie wurden vom 28. auf 29. April 1945, nur wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen in die Gaskammer getrieben und ermordet.

Die meisten von den Ermordeten waren Teil der sogenannten „Welser Gruppe“, also oberösterreichische Kommunisten. Die Bezeichnung Welser Gruppe geht auf die Gestapo zurück und bezeichnet Genossinnen und Genossen, Kommunistinnen und Kommunisten, die in Oberösterreich Widerstand gegen den deutschen Faschismus leisteten. In den Unterlagen der Gestapo ist die Rede von einer Organisation, in der 158 Frauen und Männer tätig waren und schließlich auch verhaftet wurden.

Die Welser Gruppe war in Ebensee, Gmunden, Gschwandt, Laakirchen, Lambach, Linz, Steyr, Stadl-Paura und Wels verankert. In den wichtigsten Betrieben dieser Gemeinden waren illegale Gruppen organisiert, deren Zusammenfassung 1942 begann. Die Mitglieder dieser Gruppe wurden nicht zufällig für die letzte Vergasungsaktion ausgewählt. Im Befehl des NS-Gauleiters von Oberdonau hieß es, dass ein wiedererstandenes Österreich „keine aufbauwilligen Kräfte“ vorfinden solle.

Ich will nun auf einen dieser Genossen exemplarisch für ihre Willensstärke im antifaschistischen Widerstand eingehen, dessen Schicksal auch verdeutlicht, wie systematisch der Faschismus die revolutionäre Arbeiterbewegung bekämpfte.

Einer der wohl bekanntesten Kommunisten, dem in dieser letzten Vergasungsaktion das Leben genommen wurde, war Sepp Teufl. Er war Mitglied des ZKs der Kommunistischen Partei. Sepp Teufl, am 24. November 1904 in Wien geboren, war der uneheliche Sohn eines Musiklehrers und einer Krankenschwester. In den Jahren 1926 bis 1929 arbeitete Teufl in den Steyr-Werken, wo er sich der revolutionären Arbeiterbewegung annäherte und schließlich als Maschinenschlosser in die Linzer Tabakfabrik wechselte. Im selben Jahr wurde er auch Mitglied der Kommunistischen Partei Österreichs. In der Tabakfabrik engagierte er sich zudem gewerkschaftlich, wurde schon bald zum Betriebsrat gewählt und bis zum Verbot der Gewerkschaften war er Vertrauensmann der Tabakarbeitergewerkschaft. Sepp Teufl beteiligte sich aktiv an den Februarkämpfen und musste deswegen schon im Austrofaschismus wegen „kommunistischer Umtriebe“ und „staatsfeindlicher Handlungen“ eine sechsmonatige Haftstrafe absitzen. Während seiner Haft wurde er vom 12. Parteitag der KPÖ in Prag im September 1934 zum Mitglied des Zentralkomitees gewählt.

Nach der Okkupation Österreichs durch den deutschen Faschismus wurde Teufl wieder für kurze Zeit inhaftiert. Weil das NS-Régime hoffte, ihn auf die Seite der faschistischen Machthaber ziehen zu können, gaben sie ihm seine Arbeit in der Tabakfabrik zurück, überwachten ihn jedoch streng. Sepp Teufl aber blieb seiner Überzeugung treu und setzte seine Widerstandstätigkeit unbeirrt fort. So richtete er beispielsweise eine illegale Druckerei ein, verfasste selbst Flugblätter und war ab 1940 Vorsitzender der neuen Landesleitung der oberösterreichischen KPÖ.

Am 9. September 1944 wurde Sepp Teufl von der Gestapo bei seinem Haus im Linzer Industriegebiet verhaftet. Erst im Dezember 1944 erfuhr seine Familie nach langer Ungewissheit, dass er sich im KZ Mauthausen befand. Zusammen mit rund Hundert weiteren Antifaschistinnen und Antifaschisten wurde er dorthin gebracht. Viele von ihnen fanden unmittelbar nach ihrer Ankunft durch Misshandlungen der SS-Schergen den Tod oder wurden sie von diesen ermordet.

Sepp Teufl versuchte auch im KZ Widerstand zu leisten und eine Organisation aufzubauen, um für den Ernstfall Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen. Ein Ausbruchsversuch scheiterte jedoch im April 1945.

Seine Hoffnung war da, noch am 30. März schrieb er seiner Familie: „Wenn die Ereignisse so forteilen wie gerade jetzt, so hoffe ich auf ein recht, recht baldiges Wiedersehen. Wir alle befinden uns hier in Höchstspannung und jeder malt schon die nahe Zukunft in den rosigsten Farben. Meine Rechnung geht jetzt bis 1. Mai“. Dies war der letzte Brief von ihm sein, der aus dem KZ Mauthausen geschmuggelt wurde.

Der Faschismus hat einen offenkundigen Klassencharakter, der der Herrschaft der Monopole dient. Das Monopolkapital hat diejenigen beseitigt, die ihnen gefährlich werden könnten. Der deutsche Faschismus hatte ganz Europa mit Krieg überzogen und eine Terror- und Gewaltherrschaft errichtet, die noch im Untergehen versuchte, sich den Kommunistinnen und Kommunisten zu entledigen – und dies nicht nur in Mauthausen. Und natürlich geschah das alles auch nicht zufällig!

Diese Genossinnen und Genossen wurden aber nicht aus unserem Gedächtnis ausgelöscht. Denn sie zählten zu den tapfersten und mutigsten Teilen der Arbeiterbewegung. Und sie standen für eine Welt ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Und deswegen sind wir heute hier, um uns ihrer und den vielen anderen Widerstandskämpferinnen und –kämpfern aus unseren Reihen zu Gedenken. Ihren unsterblichen Beitrag für ein freies Österreich und ihren Kampf gegen den Faschismus ins Gedächtnis zu rufen und zu ehren.

Das Andenken an die mutigen Frauen und Männer des Widerstandes, der Partisaninnen und Partisanen und der Roten Armee ehren wir in unserem Kampf gegen Faschismus und Kapitalismus.

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