Zum Gedenken an den 12. Februar 1934

Rede von Max Facchin für die Partei der Arbeit Österreichs (PdA) auf der Kundgebung zum Gedenken an den 12. Februar 1934, Wien, 12. Februar 2025

Liebe Wienerinnen, liebe Wiener,

heute vor 91 Jahren haben sich – zuerst in Linz, bald auch in Wien und anderen Städten – die klassenbewusstesten Teile der österreichischen Arbeiterklasse erhoben. Erhoben zum bewaffneten Verteidigungskampf gegen den österreichischen Faschismus, gegen die verschärften Angriffe durch das österreichische Kapital, gegen die Versuche des kapitalistischen Staates, die Arbeiter*innenbewegung zu entwaffnen.

Am 12. Februar um sieben Uhr früh erschienen 20 Polizisten vor dem sozialdemokratischen Landessekretariat in Linz ein, um das Gebäude nach Waffen zu durchsuchen. Knapp 40 anwesende Arbeiter eilten zu den Waffen, um sich gegen diesen Entwaffnungsversuch zur Wehr zu setzen. Nach zwei Stunden kam die erste Bundesheerkompanie, danach weitere Abteilungen mit Maschinengewehren und schließlich mit Artillerie. Nachdem der MG-Schütze gefallen war, mussten sich die verbleibenden 37 Verteidiger angesichts der Übermacht um 11:45 ergeben.

Um 11:46 wiederum wurde in Wien von den Arbeitern der Städtischen Elektrizitätswerke der Strom in ganz Wien abgeschaltet – was das vereinbarte Signal zum Generalstreik und zur Bewaffnung des Schutzbundes war. Beides misslang allerdings, was die massiven organisatorischen Mängel der Sozialdemokratie tragisch offenbart hat.

Dennoch wurde an mehreren Orten in verschiedenen Wiener Bezirken gekämpft. Hier im Reumannhof etwa hat sich eine Schutzbundkompanie im Ballsaal im Keller verschanzt. Mit wenigen Pistolen und selbstgebastelten Handgranaten haben es die Arbeiter trotzdem geschafft, die ersten drei Polizeiangriffe problemlos zurückzuschlagen. Erst als um 19:00 das Militär angerückt ist, hat sich das Blatt gewendet. Die Arbeiter wurden nach heftigem Beschuss weiter in den Keller gedrängt, bis sie sich schließlich der Übermacht ergeben mussten.

In den Februarkämpfen wurden etwa 200 Arbeiter vom austrofaschistischen Régime ermordet, etwa doppelt so viele verwundet. 24 Todesurteile wurden gefällt, davon 9 vollstreckt. Tausende Verhaftungen, 1200 Kerkerstrafen, 500 Sozialdemokraten und Kommunisten im sogenannten „Anhaltelager“ Wöllersdorf.

Liebe Wienerinnen, liebe Wiener,

trotz der Ermordung Hunderter antifaschistischer Kämpfer*innen und trotz des vorübergehenden Sieges des Faschismus muss festgehalten werden, der Februarkampf war kein verlorener Kampf:

Zu den Verdiensten der Februarkämpfer gehört, ein europaweites Fanal zum Kampf gegen den Faschismus gesetzt zu haben. Die österreichischen Arbeiter waren nach dem Septemberaufstand 1923 in Bulgarien die ersten in Europa, die sich mit der Waffe in der Hand gegen den Faschismus gewehrt haben.

Zu den Verdiensten der Februarkämpfer gehört die Entlarvung der klassenverräterischen Politik der Sozialdemokratie, deren Führung die Arbeiter*innen schlecht vorbereitet und zum entscheidenden Zeitpunkt sogar maßgeblich ausgebremst, beschwichtigt und zerstreut hat, anstatt eine Leitungsrolle einzunehmen.

Zu den Verdiensten der Februarkämpfer gehört auch eine starke Präsenz österreichischer Arbeiter*innen im Kampf um die spanische Republik. 1400 der Internationalen Brigadisten kamen aus Österreich, die meisten von ihnen kämpften im Bataillon „12. Februar“ der 11. Internationalen Brigade, die im Juni 1937 gegründet wurde.

Zu den Verdiensten der Februarkämpfer gehört es wesentlich, das Erstarken der KPÖ in der Illegalität mitbefeuert zu haben. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Februar wuchs die KPÖ von 4000 auf 16000 Mitglieder.

In Zusammenhang mit den Februarkämpfen dichtete der Kommunist Bertolt Brecht:

Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt,
Und lässt andere kämpfen für seine Sache
Der muss sich vorsehen: denn
Wer den Kampf nicht geteilt hat
Der wird teilen die Niederlage.

Nicht einmal den Kampf vermeidet
Wer den Kampf vermeiden will: denn
Es wird kämpfen für die Sache des Feinds
Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.

Soweit Bertolt Brecht in seiner Koloman-Wallisch-Kantate. Ganz recht, und wir sind nicht bereit, für die Sache des Feinds zu kämpfen. Wir kämpfen für unsere eigene Sache, für die Sache der Arbeiterklasse.

Liebe Wienerinnen, liebe Wiener,

aktuell ringen und verhandeln verschiedene Fraktionen des österreichischen Kapitals miteinander, sie ringen um Einfluss, Gelder, Posten und vor allem darum, auf welche Weise die Arbeiterklasse und das Volk am besten unterdrückt und ausgebeutet werden können. Die österreichische Arbeiterklasse ist einer immer schärferen Unterdrückung, Entwaffnung und Ausbeutung ausgesetzt, und selbst diese Verschärfungen nehmen ein immer rasanteres Tempo ein.

Doch es wäre eine bittere Illusion, zu glauben, man müsste diesen Entwicklungen einfach mit einer besseren Politik begegnen, so als bräuchte es nur etwas sozialere, bodenständigere Politiker, die dann schon wieder etwas für die Arbeiter*innen tun könnten. Es ist dies die Illusion der SPÖ, der KPÖ und anderer opportunistischer Kräfte.

Bitter wäre diese Illusion nicht nur, weil sie so alt ist wie der sozialdemokratische Opportunismus – nichts als alter Wein in neuen, oder oft auch sehr alten Schläuchen. Bitter wäre sie vor allem, weil sie der Arbeiterklasse nie etwas anderes brachte und bringen konnte als stets weitere leidvolle Jahre der Ausbeutung und Unterdrückung.

Nein, wir brauchen und wollen diese Illusion nicht. Die Wahrheit ist: Das Kapital kann selbst nicht anders. Der kapitalistische Konkurrenzkampf ist nun einmal notwendiger Bestandteil des Kapitalismus, und er kann nur auf dem Rücken der Arbeiterklasse und des Volkes ausgetragen werden – bis hin zum imperialistischen Krieg, in dem die Völker einander gegenseitig abschlachten sollen, um die Profite einiger weniger zu sichern und zu steigern.

Wir wollen keine Illusionen, wir wollen keinen Krieg, wir kämpfen gegen den Kapitalismus. Die Geschichte der internationalen Arbeiter*innenbewegung ist uns dafür eine stete, treue Begleiterin und Lehrmeisterin. Und zwar nicht zuletzt auch in ihren Lektionen des Februar 1934 in Österreich.

Liebe Wienerinnen, liebe Wiener,

der 12. Februar 1934 gehört zu den bedeutsamsten Tagen in der bisherigen Geschichte der österreichischen Arbeiter*innenbewegung. In der bisherigen wohlgemerkt – denn die Arbeiterklasse wird zu neuer Kraft und Klarheit kommen, sie wird ihr Klassenbewusstsein im Kampf herausbilden und stark machen, bis der Sturz des Kapitalismus möglich wird. Auf den Trümmern dieses Systems wird die Arbeiterklasse ihren eigenen, den sozialistischen Staat aufbauen, mit einer sozialistischen Planwirtschaft in einer sozialistischen Gesellschaft.

  • Wir stehen hier heute: Genau 91 Jahre nach dem 12. Februar 1934.
  • Wir gedenken der gefallenen Februarkämpfer.
  • Wir feiern ihre Entschlossenheit, ihren Mut, ihr Heldentum.
  • Wir lernen von ihrem revolutionären Geist,
  • Wir füllen ihn mit Leben und
  • Wir kämpfen den Kampf weiter: 
    • den Kampf der Februarkämpfer,
    • den Kampf gegen Faschismus und Kapital,
    • den Kampf für den Sozialismus!

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