Rede von Moritz Pamminger für die Jugendfront der Partei der Arbeit Österreichs am Sommerfest der PdA und Jugendfront, Wien, 2. Juli 2022
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Nicht erst seit dieser Krise und nicht erst seit der Pandemie verschlechtert sich die Situation von uns Jugendlichen im kapitalistischen Österreich.
Der Leistungsdruck, beispielsweise an Schulen, wird immer höher. Durch lange und ständig umgestellte Perioden der Distanzlehre gibt es massive Wissenslücken bei Schülerinnen und Schülern. Wie wird damit umgegangen, etwa mit der Verminderung des Drucks, durch Streichen von Schularbeiten oder ähnlichem? Natürlich nicht. Der Leistungsdruck wird nur weiter ausgebaut, sodass die Schülerinnen und Schüler, die sich es leisten können, zur Nachhilfe gehen können, und der Rest soll einfach sitzenbleiben. Befeuert wird dieser ständige Druck durch eine immer stärker um sich greifende Perspektivlosigkeit bei Jugendlichen.
Unser Leben ist geprägt von immer neuen kapitalistischen Krisen, wir kennen es gar nicht anders. Auf die Weltwirtschaftskrise 2008 folgt nun die sogenannte Corona-Krise, dann der momentan andauernde imperialistische Konflikt in der Ukraine, wie auch unter anderem in Syrien, Libyen oder im Jemen, eine Teuerungswelle, die so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und schlussendlich die immer drastischer werdende Umwelt- und Klimakrise.
Und aufgrund dieses Leistungsdrucks, der Perspektivlosigkeit wie auch der langen Phasen der sozialen Isolation während der Pandemie verschlechtert sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen rapide, doch auch dagegen wird nichts getan. Die erwähnten Missstände werden überhaupt nicht ernst genommen und die Kapazitäten von Psychologen und Psychiatrien werden nicht aus‑, sondern vielmehr abgebaut. Viele Angestellte in diesem Bereich kündigen, weil die Bezahlung so gering ist und die Arbeitsbedingungen so schlecht sind.
All diese genannten Probleme könnten, zumindest theoretisch, sehr wohl angegangen werden, werden sie aber nicht und das hat auch einen Grund. Dieses Verhalten hat System und dieses System heißt Kapitalismus.
Was tun also, wenn wir uns keine teure Nachhilfe leisten können, um das wieder aufzuholen, was das kapitalistische Bildungssystem in den letzten Pandemiejahren unfähig war zu lehren. Was tun, wenn wir nicht wissen, ob wir mit unseren Jobs in der Zukunft unsere Mieten bezahlen können? Was tun, wenn man weiß, dass die Zerstörung der Natur in den nächsten Jahren noch drastischere Ausmaße annehmen wird. In die bürgerliche Demokratie brauchen wir keine Hoffnungen setzen, denn die lässt uns nicht erst seit Kurzem in Stich.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Es liegt für uns eigentlich auf der Hand, dass es einer kommunistischen Jugendorganisation in Österreich bedarf. Wir brauchen nicht darauf warten, dass irgendjemand anderes für uns unsere Interessen im Kapitalismus durchzusetzen versucht. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, selbst für unsere Interessen zu kämpfen. Und so wie die Arbeiterklasse eine marxistisch-leninistische Kampfpartei braucht, so brauchen auch wir Jugendliche dafür unsere Organisation.
Und wenn es eine solche Organisation nicht gibt, dann muss man die ersten Schritte wagen und sie gründen. Aufbauend auf der Jugendkonferenz der PdA im vergangenen Herbst haben wir mit ständiger Unterstützung der PdA diese ersten Schritte gesetzt und die Gründung der Jugendfront der Partei der Arbeit Österreichs eingeleitet. Im März dieses Jahres haben wir unsere Arbeit als Organisation aufgenommen und befinden uns nun in unserer Gründungskampagne. Aktuell versuchen wir Jugendliche in ganz Österreich zu agitieren, um schon vor unserem Gründungskongress unsere politische Reichweite zu vergrößern und Mitglieder zu gewinnen. In den vergangenen Monaten durften wir unseren ersten 1. Mai als Jugendfront begehen. Wir veranstalteten anlässlich des Befreiungswochenendes in Mauthausen unser erstes Antifa-Seminar. Wir druckten unsere ersten Materialien und organisierten unsere ersten Veranstaltungen und Aktionen.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Was wir in Österreich sicherlich nicht brauchen, ist die hundertste „linke“ Jugendorganisation, die als Teil der neuen, etwas fortschrittlicheren Sozialdemokratie falsche Hoffnungen in das kapitalistische System setzt. Wenn sich eine Organisation als antikapitalistisch bezeichnet, so muss auch ihre Praxis diese Ausrichtung widerspiegeln. Und dazu gehört eben nicht, diese oder jene reformistische Forderung so oft zu wiederholen, bis sich die Herrschenden plötzlich doch dazu entschließen, ihr nachzukommen, losgelöst von jeglicher revolutionären, sozialistischen Perspektive.
Was wir tatsächlich benötigen, ist eine kommunistische Kampfeinheit für Jugendliche. Auf dem Fundament des wissenschaftlichen Sozialismus. Ohne unrealistische Reform-Illusionen zu schüren. Und als Frontorganisation der einzigen kommunistischen Partei in Österreich, der PdA. Eine Organisation, in der wir gemeinsam kämpfen können, für die Erreichung unserer Interessen, der Interessen der arbeitenden und lernenden Jugend.
Wir brauchen uns nichts vormachen: Von diesem Ideal sind wir sicher noch entfernt. Aber wir müssen uns immer daran orientieren und unsere Arbeit darauf konzentrieren, die Jugendfront zu einer solchen Organisation zu entwickeln. Das ist unser Ziel und daran werden wir arbeiten. Und diesen Weg werden wir auch nach unserem Gründungskongress weiterverfolgen. Wir werden aus unseren Fehlern lernen, uns nicht zufriedengeben mit diesem oder jenem Erfolg, den wir erreichen, sondern immer weiterarbeiten. Wir werden wachsen und unsere Organisation aufbauen. Wir tragen diese Verantwortung gegenüber der gesamten Jugend in Österreich.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Ich glaube, es ist deutlich geworden: Es liegt noch ein langer Weg sowie einiges an Arbeit vor uns. So wie es zurzeit ausschaut, dauert es wohl noch ein bisschen bis zur Revolution.
Aber: An einem so schönen Samstagnachmittag, noch dazu wo für Studierende sowie Schülerinnen und Schüler in Wien jetzt die Ferien begonnen haben, dürfen wir auch mal ein bisschen feiern und Kräfte tanken. In diesem Sinne wünsche ich uns noch einen schönen Abend und ein gutes Fest.
Vielen Dank! Rotfront!