Rede von Mathias Schneider, Sekretär der Partei der Arbeit Österreichs im Rahmen der Gedenkkundgebung zu 80. Jahren Befreiung in Klostermarienberg, 29.03.2025.
Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
liebe Genossinnen und Genossen,
ich darf euch im Namen der Partei der Arbeit Österreichs, der Jugendfront der PdA sowie des KZ-Verbands Burgenlands zur heutigen Gedenkveranstaltung in Klostermarienberg begrüßen. An diesem Ort begann vor 80 Jahren die Befreiung Österreichs von Faschismus und Krieg durch die Rote Armee. 369 Wochen wütete dieses Terrorregime auf österreichischem Gebiet. Ein Zentrum dieses Terrors bildete das Konzentrationslager Mauthausen im oberösterreichischen Mühlviertel. Allein in diesem Lager ermordeten die Nazis etwa 90.000 Menschen, gut jeder 2. Insasse überlebte die Befreiung nicht. Dieses Lied ist das erste von vier Liedern der Mauthausen-Kantate des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis. Er komponierte die Mauthausen-Kantate auf Texten des Dichters Iakovos Kambanellis, eines Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Genossinnen und Genossen,
wir stehen hier an einem Ort im östlichsten Teil Österreichs, von dem aus die Rote Armee heute vor exakt 80 Jahren begann, den Großteil Österreichs von der faschistischen Barbarei zu befreien.
In der Woche vor Ostern im 45er-Jahr sollte auch für den Kriegsverlauf in Österreich von entscheidender Bedeutung sein. Am Donnerstag, 29. März 1945 erreichte die 3. Ukrainische Front der Roten Armee unter Marschall Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin nach schweren Gefechten gegen die Heeresgruppe Süd der deutschen Wehrmacht zum ersten Mal österreichischen Boden: Exakt um 11:05 Uhr überschritten sowjetische Truppen in unmittelbarer Nähe die Grenze des damaligen Deutschen Reiches. Dieser historische Moment kennzeichnet den Beginn der Befreiung des östlichen Teils Österreichs. Denn erst einen Monat später, am 28. April, sollten die Westalliierten in Tirol Österreich betreten.
Über die Bucklige Welt rückten die Sowjets Richtung Wien vor. Die Parole Tolbuchins, die bereits die Einnahme von Sofia, Bukarest und Belgrad befehligt hatte, lautete: „Je näher Wien – desto näher Berlin, dem Ende des Krieges und dem Sieg!“ Und er versuchte, der Zivilbevölkerung die von der faschistischen Propaganda geschürten Ängste gegenüber „den Russen“ zu nehmen. Auf Plakaten und Flugschriften war zu lesen: „Die Rote Armee kommt nicht als Eroberungsarmee nach Österreich, sondern als Befreiungsarmee!“ Und so war es auch!
Anders die deutsch-faschistischen Okkupanten. Denn noch mit ihren letzten Atemzügen, in den Tagen vor dem sowjetischen Durchbruch, wurden im Burgenland und der Steiermark unfassbare Verbrechen verübt. So ermordeten die Nazis beispielsweise in der Nähe des Schlosses Rechnitz im Bezirk Oberwart circa 200 ungarisch-jüdische ZwangsarbeiterInnen. Weitere sogenannte Endphaseverbrechen im Burgenland wurden in Deutsch-Schützen, ebenfalls im Bezirk Oberwart, in Bad Deutsch-Altenburg im Bezirk Bruck an der Leitha und im für seine Opern weltbekannten Steinbruch von St. Margarethen im Bezirk Eisenstadt-Umgebung verübt. An diese Verbrechen wird heutzutage kaum erinnert, will man doch nicht die alten Geschichten wieder hervorkramen.
Doch wir werden an diese Gräueltaten erinnern. Auch daran, dass in diesen 6 Wochen vom sowjetischen Durchbruch bis zur endgültigen, bedingungslosen Kapitulation des deutschen Faschismus beinahe 90.000 Menschen ums Leben kamen. Dies betraf die österreichische Zivilbevölkerung ebenso wie politische Häftlinge in Gefängnissen und KZs oder auch so bezeichnete „fremdrassige“ Zwangsarbeiter.
Und so zählte jeder Tag. Denn militärisch hatte Hitlers Wehrmacht dem Vorstoß der Roten Armee kaum noch etwas entgegenzusetzen. Am 1. April 1945 nahm sie Eisenstadt ein, am 5. April 1945 begann die Schlacht um Wien. Hoffnungen, dass Wien lange Kämpfe wie in Budapest erspart blieb, hatten sich damit zerschlagen. Die „Operation Radetzky“, ein Aufstandsplan des militärischen Widerstandes um Major Carl Szokoll scheiterte am selben Tag durch Verrat. Die Rote Armee musste sich die Herrschaft schließlich Straße für Straße blutig erkämpfen. Erst am 13. April 1945 waren die Kämpfe beendet und Wien vom Nazi-Terror befreit. 19.000 deutsche und 18.000 sowjetische Soldaten fielen laut Historikern allein bei der Schlacht um Wien.
Es ist der heroische Verdienst der Roten Armee, der Völker und der politischen Führung der Sowjetunion, den nördlichen Teil des Burgenlands, Wien und den Großteil Österreichs befreit zu haben. Damit endeten faschistische Terrorherrschaft, Krieg, Verfolgung und Massenmord durch die Nazis. Damit erstand auch wieder das sieben Jahre zuvor aufgeteilte Burgenland als neuntes Bundesland Österreichs. Viele Österreicher waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter oder Kollaborateure. Etliche waren jedoch auch im antifaschistischen Widerstand aktiv, allen voran Kommunistinnen und Kommunisten. Unsere Genossinnen und Genossen hatten hier den größten Blutzoll zu zahlen. Auch ihnen gebührt unsere Dankbarkeit und ehrende Erinnerung, wie der ruhmreichen und opferbereiten Roten Armee und der sozialistischen Sowjetunion.
In Erinnerung an diese Kämpfe steht seit dem 19. August 1945 am Wiener Schwarzenbergplatz das große Heldendenkmal der Roten Armee. Die Inschrift auf der Steintafel vor dem Monument lautet: „Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee, die für die Befreiung Österreichs vom Faschismus gefallen sind.“ Am oberen Rand der Kolonnade steht in russischer Sprache: „Ewiges Heil den Helden der Roten Armee, die gefallen sind im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Landräuber, für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker Europas.“
Dem gibt es nichts hinzuzufügen! Außer: Spasibo, tovarishchi.