Rede von Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront der Partei der Arbeit, am Gründungskongress der Jugendfront der PdA, Linz, 15. Oktober 2022.
Liebe Genossinnen und Genossen!
Vor nicht einmal einem ganzen Jahr hat, damals aufgrund der Pandemiesituation online, die Jugendkonferenz der Partei der Arbeit Österreichs stattgefunden. Einige von uns, die heute anwesend sind, haben an dieser Konferenz bereits teilgenommen. Dabei haben wir uns, und ich zitiere aus dem entsprechenden Artikel in der Zeitung der Arbeit, Gedanken gemacht, „über die Gestaltung der notwendigen politischen Arbeit in und von der Jugend im Sinne der Arbeiterklasse“. Im Zentrum ist die Frage gestanden, „wie, wo und in welcher Form diese auf Basis des Marxismus-Leninismus stattfinden kann“.
Mittlerweile ist das, was wir damals noch recht abstrakt diskutiert haben, konkret geworden, nämlich in Form einer Organisation. Die Jugendfront der Partei der Arbeit Österreichs ist mit dem Abschluss dieses heutigen ersten Bundeskongresses offiziell gegründet. Dafür möchte ich zuallererst einmal einen großen Dank aussprechen an alle Genossinnen und Genossen, die in den letzten Monaten ihre Zeit und ihre Energie in den Aufbau der Jugendfront investiert haben, und somit dazu beigetragen haben, dass wir diesen Kongress heute abhalten können. Und ebenso möchte ich gleich zu Beginn den Dank an die Genossinnen und Genossen der Partei der Arbeit aussprechen, für das Vertrauen, die tatkräftige Unterstützung und die erfolgreiche Zusammenarbeit. Es ist ein Fakt, dass es in Österreich neben einer kommunistischen Partei – der PdA – auch einer kommunistischen Jugendorganisation bedarf. Gründe dafür finden sich sehr viele. Diese lassen sich auch aus den heute von uns beschlossenen politischen Thesen herauslesen. Ohne jetzt ein langatmiges Referat halten zu wollen, seien im Folgenden einige Facetten der aktuellen Lage der lernenden und arbeitenden Jugend im kapitalistischen Österreich kurz angesprochen.
Zur Lage der Jugend
Wir haben es hierzulande mit einem Bildungssystem zu tun, das nahezu perfekt an die Interessen des Kapitals angepasst ist. Die Kinder und Jugendlichen sollen einerseits zu möglichst produktiven Arbeitskräften ausgebildet werden, welche ihren zukünftigen Chefs (oder Ausbeutern) den maximalen Profit erwirtschaften können. Vermittelt werden vor allem sogenannte Kompetenzen, die für das Kapital später verwertbar sein werden. Eine ernsthafte und umfassende Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff, Kreativität, individuelle Wünsche und Besonderheiten finden hier keinen Platz.
Andererseits gilt es den Schülerinnen und Schülern, den Lehrlingen, sowie den Studierenden die Unveränderlichkeit des kapitalistischen Systems einzutrichtern. Ausbeutung, Leistungsdruck und Individualisierung werden positiv verklärt.
Eine der wichtigsten Funktionen, welche das österreichische Bildungssystem wahrnimmt, ist es, die Teilung der Gesellschaft, in jene, die den Reichtum produzieren, und jene, die ihn sich aneignen, auch für zukünftige Generationen nachhaltig zu zementieren. Dass Kinder und Jugendliche der Arbeiterklasse zu einer viel geringeren Wahrscheinlichkeit, die Matura machen oder gar studieren, als Kinder und Jugendliche der Kapitalistenklasse, ist ein altbekanntes Faktum. Und diese Ungleichheit ist ein notwendiges Merkmal des Bildungssystems einer jeden kapitalistischen Gesellschaft.
In den Berufsschulen des Landes wird am deutlichsten, was der zuvor schon angesprochene „kompetenzorientierte“ Unterricht tatsächlich bewirkt. Den Schülerinnen und Schülern wird hier nur ein absolutes Mindestmaß an Allgemeinbildung vermittelt. Und auch der praktische Unterricht, der auf das Berufsleben vorbereiten soll, geht oft nicht über betriebsspezifische, isolierte, schnell veralternde Kenntnisse und Fähigkeiten hinaus. Die Entlohnung für Lehrberufe ist vor allem in den ersten beiden Lehrjahren so gering, dass man sie nicht umsonst als „Entschädigung“ und nicht als Lohn bezeichnet. Nichtsdestotrotz produzieren Lehrlinge während ihrer Arbeitszeit, wie ihre Kolleginnen und Kollegen, Wert für den Kapitalisten, verrichten mitunter oft auch jene Arbeit, die keiner im Betrieb machen will. Begleitet werden diese Umstände von der stetigen Sorge, nach dem Lehrabschluss nicht übernommen zu werden und in die Arbeitslosigkeit abzurutschen.
Was ich auch noch ansprechen möchte, ist die nun schon seit Monaten anhaltende Rekordinflation. Man hat sich zuletzt sicher sein können, dass mit dem Beginn eines neuen Monats und der Veröffentlichung der Inflations-Schnellschätzung der Statistik Austria abermals ein neuer Höchstwert der Teuerung erreicht worden ist. Und wir alle wissen auch, dass diese Werte nicht unbedingt der Inflationsrate entsprechen, mit der Familien der Arbeiterklasse tagtäglich konfrontiert sind, sondern von einigen Preisdämpfern noch reichlich nach unten korrigiert werden. Die Teuerung für Strom, Gas, Lebensmittel, Wohnraum, und so weiter, liegt noch bedeutend höher. Und für uns Jugendliche ist das natürlich spürbar, selbst wenn wir mitunter noch zuhause wohnen, beziehungsweise von unseren Eltern mitfinanziert werden. Zirka 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind in Österreich armutsgefährdet, und das war bereits vor der aktuellen Teuerungswelle so. Dieser Prozentsatz liegt somit über dem der österreichischen Gesamtbevölkerung, der um die 14 Prozent beträgt. In absoluten Zahlen sind das, um die Drastik dieser Situation zu verdeutlichen, über 324.000 Kinder und Jugendliche.
Außerdem brauchen wir uns nicht einbilden, dass das, was außerhalb Österreichs passiert, die Jugend in Österreich nicht betrifft. Zwei wichtige Punkte seien hier erwähnt: Der Imperialismus beweist derzeit seine Friedensunfähigkeit mit vollem Erfolg. Die Kriege in Syrien, Jemen, Libyen oder der Ukraine werden aufgrund von Kapitalinteressen geführt und vom Monopolkapital dieser oder jener imperialistischer Staaten bereitwillig finanziert. Dass der Kampf um eine Neuaufteilung der Welt eine Notwendigkeit in der Epoche des Imperialismus ist, wird aktuell jeden Tag aufs Neue belegt. Die Völker dienen hier lediglich als Kanonenfutter und bezahlen für die Interessen ihrer Kapitalisten auch mit dem Leben. Dass eine herbeigeschworene „Globalisierung“ im Imperialismus internationale Beziehungen harmonisieren soll, ist nichts mehr als ein immer wieder aufs Neue erzähltes Märchen. Und auch das Erstarken neuer imperialistischer Staaten und Bündnisse, wie Russland, China, oder aber auch eine sich möglicherweise von den USA distanzierende EU, hat nicht zu Frieden geführt und wird auch nie zu Frieden führen. Innerimperialistische Widersprüche nehmen in Zahl und Ausmaß zu, und werden außerdem vermehrt auch militärisch ausgetragen. Dass zumindest die technischen Kapazitäten für einen nuklearen Weltkrieg gegeben sind, sei hier auch erwähnt.
Und zuletzt: Die Ausbeutung und Zerstörung der Natur und des Klimas wird intensiviert und damit die Lebensgrundlage heutiger und zukünftiger Generationen gefährdet und zerstört. Die Verantwortung dafür trägt das Kapital. Sie sind es, die davon profitieren. Luftverpestung, Überfischung, Vergiftung der Gewässer, die Schaffung riesiger Mengen von nicht abbaubarem Müll, agrarische Monokulturen, Massentierhaltung und vieles mehr sind „Errungenschaften“ des Kapitalismus. Und die Kosten dafür tragen die Arbeiterinnen und Arbeiter sowie die Völker. Alleine aufgrund der Tatsache, dass die Jugend am längsten auf diesem Planeten zu leben haben wird, ist sie besonders davon betroffen.
Wir sind ständig mit dem Leistungsdruck in den kapitalistischen Bildungseinrichtungen konfrontiert, die uns zu maximal verwertbaren Arbeitskräften ausbilden sollen. Wer diesen Anforderungen nicht gerecht wird, läuft Gefahr, später einmal nur schlecht bezahlte und nicht erfüllende Arbeitsstellen zu bekommen. Als Kind aus ärmerem Haushalt ist das umso wahrscheinlicher. Die Armutsstatistiken und Inflationsraten sowie die alles andere als hoffnungsvollen Zukunftsprognosen dieser Kennzahlen befeuern solche Zukunftsängste in der Jugend noch weiter. Dass uns der Imperialismus zumindest potenziell an den Rand eines nuklearen Weltkrieges manövriert, leistet auch einen Beitrag. Und als ob das alles nicht genug wäre, zerstört der Kapitalismus den Planeten, weil eine kleine Klasse an Monopolkapitalisten davon profitiert.
Und dass psychische Erkrankungen in der Jugend extrem weit verbreitet sind und diese Verbreitung auch weiter zu wachsen scheint, braucht angesichts all dieser Tatsachen auch niemanden wundern. Leistungsdruck, psychische Belastung und Zukunftsängste sind notwendige Folgen dieses ausbeuterischen und ungerechten Systems. Das also ist die Lage der Jugend im Imperialismus und das sind unsere Zukunftsaussichten im Imperialismus.
Wenn wir also innerhalb dieses Systems offensichtlich keine Lösungen für all diese Probleme finden, so muss man das kapitalistische System hinterfragen, und nicht nur das, man wird es irgendwann auch stürzen müssen. Und wie die Arbeiterklasse sich organisieren muss und eine revolutionäre Partei an ihrer Spitze benötigt, um dieses Unterfangen erfolgreich zu meistern, so gilt dies auch für die Jugend, deren objektive Interessen mit jenen der Arbeiterklasse im Allgemeinen zusammenfallen. Und genau aus diesem Grund, haben wir, hat die Jugendfront, begonnen, in Österreich aktiv zu sein. Es gilt, die Jugend zu agitieren, zu politisieren und in einer Front zu organisieren. Denn nur gemeinsam können wir den Kampf für unsere Interessen führen und gewinnen.
Für die sozialistische Revolution!
Hoch lebe die Jugendfront!
Liebe Genossinnen und Genossen!
Seitdem wir im März unsere Arbeit aufgenommen haben, ist einiges passiert. Unsere Gruppenstrukturen haben sich nicht nur gefestigt, sondern sind auch gewachsen. Wir haben in diesen Städten inhaltliche, Freizeit- und Sportveranstaltungen, Kundgebungen und Aktionen organisieren können. Unsere Agitation hat sich vor allem auf Schülerinnen und Schüler fokussiert. Alle Gruppen haben unsere Materialien an den Schulen verteilt, um unsere Organisation und unsere Positionen den Schülerinnen und Schülern vorzustellen. Neben dieser Form der Agitation, mittels Flyer und Sticker, haben wir auch unseren Auftritt auf Social Media etabliert und sodann auch immer weiter verbessern und professionalisieren können. Auf internationaler Ebene haben wir den Erfahrungsaustausch und die genossenschaftlichen Kontakte mit anderen kommunistischen Jugendorganisationen in Europa und weltweit aufbauen können.
Wir dürfen heute also durchaus stolz sein, auf das was wir erreicht haben. Und jetzt gilt es, diesen Weg weiterzugehen und die Arbeit mit noch größerer Überzeugung und Energie fortzusetzen. Wir haben es uns zur Aufgabe gesetzt, die arbeitende und lernende Jugend in Österreich kommunistisch, in der Jugendfront, zu organisieren. Das ist eine notwendige Aufgabe, aber auch eine, die sehr viel Arbeit erfordern wird. Wir müssen unsere Agitation und Propaganda intensivieren, unsere Präsenz in der Jugend vergrößern, wir müssen unsere Schulungsarbeit verbessern, ständig aus unseren Fehlern lernen. Zusammengefasst: Wir müssen den in Österreich lebenden Jugendlichen tatsächlich eine Organisation bieten, in welcher wir gemeinsam den Kampf für unsere Rechte führen können. Wir müssen die Jugend in einer Front organisieren, in einer gemeinsamen Front gegen das Kapital, seine Regierung, das kapitalistische Bildungssystem sowie den Kapitalismus insgesamt.
Für die sozialistische Revolution!
Hoch lebe die Jugendfront!