Samstag, 6. März 2021 um 15:00 Uhr, Wiltener Platzl, Innsbruck
Doppelbelastung
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie, im zweitem Jahr, in dem die wohl größte kapitalistische Krise seit dem Zweiten Weltkrieg grassiert, ist umso mehr für die Rechte der arbeitenden Frau zu kämpfen. In der Krise hat sich ihre Situation tendenziell verschlechtert, denn die Last der unbezahlten Arbeit ist durch die Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Homeoffice gestiegen. Hierdurch hat sich der Druck durch die Doppelbelastung, dem Frauen im Kapitalismus ausgesetzt sind, erhöht, denn diese Zusatzlast wird vor allem durch sie getragen.
Heldinnen der Krise
Die Krise zeigt, dass die Bereiche, in denen vor allem Frauen arbeiten, von besonderer Bedeutung für die Gesellschaft sind. Sei es im Gesundheitsbereich, in dem insgesamt fast 50.000 Kolleginnen und Kollegen auf Vollzeit gerechnet arbeiten – hier sind 91 % im ambulanten bzw. 85 % im stationären Bereich Frauen – oder auch im Einzelhandel, wo die Kolleginnen 73 % der Beschäftigten ausmachen: Es herrscht schon lange Personalmangel und die Löhne sind zu niedrig.
Insbesondere, weil die weiblichen Lohnabhängigen vielfach nur in Teilzeit arbeiten, ist die Frage des Lohns umso brennender. Aber auch andere Bereiche, die klassisch weiblich dominiert sind, wie die Reinigungsbranche oder die Kinderbetreuung, sind hiervon betroffen. Gemeinsam ist all diesen Branchen, dass sie weiterlaufen, egal was mit der grassierenden Pandemie ist. Sie gewinnen sogar an Bedeutung und sie gehen mit Kontakt mit Menschen einher. Also mit einer in unterschiedlicher Weise, aber in jedem Falle erhöhten Gefahr der Ansteckung, in den meisten Bereichen mit unzureichenden Gesundheitsschutzmaßnahmen. Darüber hinaus sind die Arbeitsbereiche von unterirdischen Löhnen geprägt.
Armut trotz Arbeit
Mit Blick auf den Lohn ist deutlich zu erkennen, dass sich die gefühlt gestiegene Wertschätzung der Bereiche ausschließlich auf das Klatschen von den Balkonen beschränkt: Etwa 70 % der Beschäftigten in frauentypischen, sogenannten systemrelevanten Berufen verdienen weniger als 1.800 €. Zwölf Prozent verdienen sogar weniger als 900 € im Monat. Damit liegt der Lohn der Kolleginnen deutlich unterhalb der Einkommensverteilungen in anderen Berufssparten. Das führt dazu, dass 62 % der Kolleginnen im Rahmen einer Befragung angaben, dass ihr Einkommen gerade so oder gar nicht zum Überleben reiche. Folglich geht auch die Mehrheit davon aus, später nicht von ihrer Pension leben zu können. Somit kommt es zu Armut trotz gesellschaftlich besonders wichtiger Arbeit schon während des Erwerbslebens und umso mehr zu Altersarmut in der Pension.
Wir wollen diese Krise nicht ‚überstehen‘. Wir wollen, was uns zusteht, und fordern:
- Gesundheitsschutz
- Höhere Löhne
- Flächendeckende gratis Kinderbetreuung
Im 21. Jahrhundert ist freier Zugang zu Gesundheit, Bildung, Wohnen, Kinderbetreuung, Altersvorsorge, öffentlichem Verkehr, Kultur und Sport nicht nur möglich, sondern notwendig. Wir wollen nicht zurück zur ‚Normalität‘: zurück zur Ausbeutung, Armut und Unsicherheit. Wir wollen vorwärts: zu einer neuen Gesellschaft, die den Bedürfnissen der arbeitenden Menschen entspricht.
Zur Kundgebung rufen wir gemeinsam mit der Kommunistischen Jugend Tirol sowie dem Kommunistischen StudentInnenverband Innsbruck auf.