Zum 20. Todestag von M. Schütte-Lihotzky

Kommunistin, Widerstandskämpferin, Architektin – Zum 20. Todestag von Margarete Schütte-Lihotzky

Kurz vor ihrem 103. Geburtstag, am 18. Jänner 2000, starb die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky in Wien. Damit ging ein langes, erfülltes, ereignisreiches, oft gefährliches und von unbändiger Schaffenskraft geprägtes Leben der Kommunistin und Widerstandskämpferin zu Ende.

Schütte-Lihotzky war eine der ersten Frauen überhaupt, die in der damaligen k.u.k. Kunstgewerbeschule in Wien Architektur und Baukonstruktion studierten, und die erste Frau, die diesen Beruf auch tatsächlich ausübte.

Im Wien der 1920er-Jahre sammelte sie erste Erfahrungen in der Schaffung sozialen Wohnbaus, und plante auch für die damals aufstrebende proletarische Siedlerbewegung.

1926 wurde sie ins Hochbauamt der Stadt Frankfurt am Main berufen, und schuf dort den Prototyp der „Frankfurter Küche“, auf die sie später zu ihrem Leidwesen oft reduziert wurde. Das war eine revolutionäre Entwicklung und praktisch der Vorläufer der modernen Einbauküche, wobei von ihr Erkenntnisse der Ergonomie, der Arbeitsabläufe und einer möglichst rationellen Küchenarbeit teils selbst erforscht und verarbeitet wurden. Mit der Rationalisierung der Hauswirtschaft hatte sie sich bereits in Wien befasst.

Von 1930 bis 1938 lebte Schütte-Lihotzky mit ihrem Mann in der Sowjetunion und schuf als Mitglied der „Brigade May“, einer internationalen Architektengruppe, die Planung für einige wichtige Vorhaben des ersten Fünfjahresplanes. So wurde von dieser Gruppe die Stadt Magnitogorsk im Ural geplant, und sowohl hier, als auch in vielen anderen Städten engagierte sich die Architektin und Kommunistin vor allem in der Schaffung von kindgerechten Bauten für Kindergärten und Schulen.

Ab 1938 lebte sie in Istanbul, wo sie unter anderem Prototypen für Dorfschulen im Rahmen der damaligen Alphabetisierungskampagne in den ländlichen Gegenden der Türkei entwarf. Dort traf sie auch Herbert Eichholzer, einen österreichischen Architekten und Kommunisten, der sich vor Ort darum bemühte, unter den emigrierten Österreichern eine Widerstandsgruppe gegen das Naziregime aufzubauen. Sie trat in der Türkei 1939 der illegalen Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) bei.

Ab Ende 1940 gehörte sie nach ihrer illegalen Einreise einer kommunistischen Widerstandsgruppe in Wien an, die jedoch bereits im Jänner 1941 durch den Verrat eines Gestapospitzels aufflog. Sie entging knapp der Todesstrafe und wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt, bis sie schließlich 1945 aus einem bayrischen Frauengefängnis befreit wurde.

Nach 1945 arbeitete Schütte-Lihotzky zuerst in Bulgarien, kam dann aber nach Wien zurück, wo sie aufgrund des in der SPÖ vorherrschenden Antikommunismus kaum Aufträge als Architektin bekam.

Mitte der 1950er-Jahre plante sie gemeinsam mit Fritz Weber und anderen Architekten das imposante KPÖ-Gebäude am Wiener Höchstädtplatz, einen siebenstöckigen Bürotrakt mit einem lichtdurchfluteten Druckereigebäude und einem ebenso hellen Speisesaal. Die Errichtung dieser kommunistischen “Burg” wurde durch eine großangelegte Bausteinaktion unter den Mitgliedern und Sympathisanten der KPÖ ermöglicht. Freilich ist dieses Gebäude wie vieles andere auch von der aktuellen KPÖ-Führung längst verscherbelt worden, das Druckereigebäude wurde sogar vor kurzem abgerissen.

Auch das Klagenfurter “Volkshaus” der KPÖ wurde von ihr geplant, wobei das, was dort steht nur der geplante Druckerei- und Redaktionstrakt war, während das Hauptgebäude aus Kostengründen nie errichtet wurde.

Sehr spät erst wurden Schütte-Lihotzky Ehrungen zuteil, und heute gibt es einige Straßen und Plätze, die nach ihr benannt wurden, ebenso trägt ein Hörsaal an der technischen Universität Wien ihren Namen.

So sehr sich auch manche bemühen, aus ihr eine „Feministin“ zu machen, oder ihre kommunistische Identität in den Hintergrund zu drängen, Margarete Schütte-Lihotzky blieb bis an ihr Lebensende das, was sie den größten Teil ihres Lebens war: eine Marxistin-Leninistin. Auch in Zeiten antikommunistischer Hochblüte, wo auch Kommunisten ins Strudeln gerieten, hielt sie Kurs, so auch 1956 und 1968. Sie verachtete eitle Gecken wie Ernst Fischer, die das antikommunistische Geschäft des Gegners besorgten, und die von der heutigen KPÖ-Führung verehrt werden.

Ehre Ihrem Angedenken, sie gehört zu den großartigsten Persönlichkeiten der kommunistischen Bewegung in Österreich!

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