Stellungnahme der Initiative kommunistischer und Arbeiterparteien Europas, 27. September 2019; deutsche Übersetzung: Partei der Arbeit Österreichs
Anfang September begann in den meisten Staaten Europas ein neues Schuljahr. Schüler/innen und Student/innen kehrten in ihre Kindergärten, Schulen und Universitäten zurück. Was sie gemeinsam haben, unabhängig davon, wo sie sich befinden oder was sie studieren, ist, dass ihr Recht auf Bildung und ihre Rechte im Allgemeinen angegriffen werden.
Der Grund dafür ist einfach: Es ist für den Kapitalismus nicht rentabel, die Jugend mehr zu bilden, als das System für seine Arbeit benötigt. Das ist das Grundprinzip der Bildung im Kapitalismus, und das kann in diesem ungerechten System nicht anders sein.
Die heutige Schule, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, entstand durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren.
- Das Kapital war gezwungen, einige Zugeständnisse zu machen, die der Hauptforderung der Arbeiterbewegung nach einem Bildungssystem, das im Interesse der Arbeiterklasse agieren würde, entgegenstehen.
- Die Existenz des Sozialismus in der Sowjetunion und anderen Ländern stellte eine Alternative zum Kapitalismus dar, die das Kapital und seine Regierungen zwang, Anpassungen vorzunehmen, um die Möglichkeit der Erkenntnis der Notwendigkeit des Sozialismus zu begrenzen.
- Die Übereinstimmung des modernen Bildungssystems mit der Entwicklung der Produktivkräfte – ein gewisses Bildungsniveau war erforderlich, damit die Arbeiter mit den Produktionsmitteln umgehen konnten.
Diese Faktoren haben das heutige Bildungssystem geschaffen, aber wie alle sehen können, gibt es keinen Sozialismus, der als Alternative fungiert, und gleichzeitig fehlt uns immer noch eine revolutionäre und gut organisierte Arbeiterbewegung.
Diese Situation gibt dem Kapital sowohl Anreize als auch Möglichkeiten, alle Zugeständnisse zurückzunehmen, die für den Umgang mit den Produktionsmitteln nicht notwendig sind.
In einigen Ländern hat dies bereits zu erheblichen Einschnitten im Bildungssystem geführt, so dass die Familien des Volkes gezwungen sind, für die Bildung ihrer Kinder teuer zu bezahlen, während es zu einer Degradierung der Bildung gekommen ist und sich die Bildungsbedingungen rasch verschlechtert haben.
In Zeiten einer schwachen kapitalistischen Erholung – während die nächste Krise vor der Tür steht – werden wir verstärkte Angriffe auf die Arbeiterklasse in Europa erleben. Für übriggebliebene Rechte besteht die Gefahr, in naher Zukunft zerstört zu werden.
Neben der rein ökonomischen Sichtweise ist eine Intensivierung der Versuche zu beobachten, die Inhalte der Bildung ideologisch weiter zu manipulieren. Private Unternehmen sind zunehmend in Schulen und Universitäten aktiv und ziehen Schüler/innen und Student/innen in Richtung des „Unternehmergeistes“, der die Realität verzerrt.
Ebenso nehmen die antikommunistischen Bemühungen der EU und ihrer Regierungen zu. Die Mittel werden an Abteilungen und private Initiativen vergeben, die die Verzerrung des Kommunismus, die unhistorische Gleichsetzung des Kommunismus mit dem Monster des Faschismus und die Verbreitung von Lügen über Kapitalismus und Kommunismus in Schulen und Universitäten fördern.
Diese Entwicklungen werden sich negativ auf die Schüler/innen und deren Rechte in der Bildung auswirken. Man wird versuchen, die Realität zu verschleiern und stattdessen eine unverständliche und unlogische Version der Realität zu präsentieren, die den Bedürfnissen des Kapitals entspricht. Man wird die kognitive und politische Entwicklung der Jugendlichen behindern und ihnen die Möglichkeit nehmen, die Wahrheit und eine Erklärung für die Situation zu suchen, in der sich die Welt befindet.
Diese Entwicklungen schaffen Ungewissheit und Unsicherheit, sie werden einen noch größeren Druck auf die Jugend ausüben.
Diese Entwicklungen erfordern eine entschlossene Antwort der Kommunist/innen, der Student/innen, Schüler/innen, jungen Arbeiter/innen und Eltern der Arbeiterklasse. Um ihre Lügen zu bekämpfen, werden wir die historischen Wahrheiten hochhalten, die die Überlegenheit des Sozialismus bewiesen haben. Um ihre Bemühungen um die Marginalisierung der Jugend zu bekämpfen, werden wir unser Bestes tun, um die Kollektivität im Kampf als positives Beispiel dafür zu stärken, was wir gemeinsam erreichen können. Um ihre Versuche zu bekämpfen, unserem Wohlergehen zu schaden, werden wir unsere Bemühungen beibehalten und verstärken, unsere Klasse für ein freies, zeitgemäßes und öffentliches Volksbildungssystem ohne jegliche unternehmerische Aktivität in der Bildung zu organisieren.
Letztendlich kann jedoch ein auf die Bedürfnisse der modernen Jugend ausgerichtetes Bildungssystem im Kapitalismus nicht existieren. Die Geschichte hat gezeigt, dass alle erreichten Reformen und Vorteile vorübergehend und prekär sind. Sie können nicht dauerhaft sein. Deshalb kämpfen wir auch für den Sozialismus, wo die Macht in den Händen der Arbeiterklasse liegt, zum Wohle der Arbeiterklasse.
Diese Macht ist die einzige, die ein Bildungssystem garantieren kann, das an unsere Bedürfnisse, Wünsche und Träume angepasst ist. Deshalb rufen wir das Volk und die Jugend auf: Kämpft mit uns gemeinsam für eure Zukunft!