Historischer Vortrag am 26. Juni 2019, 19.30 Uhr, PdA-Lokal, Bennoplatz 6, 1080 Wien
Exakt 100 Jahre ist es her, dass es der Arbeiterklasse in Ungarn gelungen ist, die Macht der Bourgeoisie zu brechen und ein revolutionäres Staatsmodell zu etablieren: die sozialistische Räterepublik. Sie bestand vom 21. März 1919 bis zum 1. August 1919 und zeichnete in dieser kurzen Zeitspanne für eine Reihe einschneidender Maßnahmen verantwortlich, die die umfassende Demokratisierung der Gesellschaft und grundlegende Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen des ungarischen Volkes zum Ziel hatten: Achtstundentag, Verbot der Kinderarbeit, gleicher Lohn für Männer und Frauen, sechswöchiger Entbindungsurlaub für Frauen, Enteignung der großen Paläste und Wohnungen der ungarischen Adels- und Kapitalistenkaste bei gleichzeitiger Zuweisung dieser Wohnungen für Bedürftige, Verstaatlichung des Bildungssystems, der Banken und Industriebetriebe, radikale Bodenreform zugunsten der werktätigen Bauern und Arbeiter.
All dies machte die ungarische Räterepublik und ihre politischen Führer, allen voran Béla Kun, zu Hassobjekten der kapitalistischen Staaten Europas, zumal diese ein Übergreifen der Revolution auf ihr eigenes Territorium befürchteten. Bei den Siegermächten des Ersten Weltkriegs herrschte Einigkeit, alles zu tun, um die ungarische Räterepublik auszulöschen – zunächst durch diplomatischen und wirtschaftlichen Boykott, schließlich durch eine offene militärische Intervention, die von den Regierungen in Belgrad, Prag und Bukarest letztlich erfolgreich ausgeführt wurde. Auf den Untergang der Räterepublik folgte die schrittweise Umwandlung Ungarns in ein faschistisches Régime unter dem konterrevolutionären Admiral Miklós Horthy.
Die Veranstaltung am 26. Juni wird die Geschichte der ungarischen Räterepublik in ihren wesentlichen Etappen nachzeichnen und sie im internationalen Kontext der revolutionären Bewegungen in Europa vor und nach dem Ersten Weltkrieg verorten.