Vor 100 Jahren, am 17. Juni 1924, wurde Ernst Wimmer (1924−1991) geboren. Bereits in jungen Jahren im antifaschistischen Widerstand und Wehrmachtsdeserteur, fand er aus dem bürgerlichen Elternhaus in die kommunistische Bewegung, zunächst vor allem als Journalist. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre war er als konsequenter Marxist-Leninist entscheidend mitbeteiligt an der Niederringung und Entfernung der revisionistischen Fraktion in der KPÖ. Ab 1970 im Zentralkomitee, stieg Wimmer zum wichtigsten Theoretiker und Ideologen der Partei auf. Auf seinen Überlegungen und organisatorischen Vorbereitungen fußte das Parteiprogramm „Sozialismus in Österreichs Farben“ (1982), das letzte, das die KPÖ auf marxistisch-leninistischer Grundlage beschloss.
Die „Wende“ – nämlich auch die in der KPÖ – sollte Wimmer nur teilweise erleben: 1990 wurde er aus der engeren Parteiführung entfernt, blieb aber bis zum 28. Parteitag 1991 noch Chefredakteur des Theorieorgans „Weg und Ziel“. Am 27. Oktober 1991 starb er an Leukämie. Den endgültigen ideologischen Niedergang und das Ende der KPÖ als kommunistische Partei musste er nicht mehr miterleben. Doch er hat es vorhergesehen.
Am 28. Parteitag der KPÖ im Juni 1991 sagte Ernst Wimmer: „Dass es einen Marxismus mit neuen Erkenntnissen, Methoden und Kriterien so lange geben wird, als es Kapitalismus geben wird und darüber hinaus, das steht für mich außer Frage. Aber ob es eine marxistische Partei, eine Partei kommunistischen Typs in den nächsten Jahren geben wird, das ist leider für mich nicht so sicher. Keineswegs deswegen, weil ich wie kleinmütig geworden oder gekränkt der Auffassung wäre, dass eine solche Partei keine Existenzberechtigung mehr hätte, im Gegenteil. Aber ich habe begründete Zweifel daran, dass das, was heute die Partei ausmacht, sich aufraffen und zusammenraufen kann, um Funktionen zu erfüllen, die erst eine Existenzberechtigung ergeben.“
Die weitere Entwicklung der „K“PÖ bis heute entspricht Wimmers Befürchtungen. Die ehrenvolle marxistisch-leninistische Geschichte der KPÖ wurde ausradiert, heute haben im der KPÖ solche Leute das Sagen, wie sie Ernst Wimmer als parteirechte Liquidierer vehement bekämpft hat. Heute wird in der KPÖ jenen Personen gehuldigt, die einst die revisionistische Fraktion zur Zerstörung der KPÖ angeführt haben. Die Feinde Wimmers, die ihn als „Dogmatiker“ oder „Stalinisten“ diffamieren, und die Feinde des Marxismus-Leninismus haben die Partei übernommen. Es herrschen Opportunismus und auf geradezu bizarre Weise Antikommunismus vor. Wimmer sollte recht behalten: Die heutige KPÖ ist verzichtbar und für die revolutionäre Sache der Arbeiterklasse und des Sozialismus ohne Nutzen.
Das Vermächtnis der früheren, der marxistisch-leninistischen KPÖ, des Kommunismus in Österreich und hierbei nicht zuletzt jenes von Ernst Wimmer hat die 2013 neu gegründete Partei der Arbeit Österreichs (PdA) übernommen. Seither gibt es die von Wimmer skizzierte Partei wieder. Im Gegensatz zur KPÖ schämen wir uns nicht für den bolschewistischen Teil der Geschichte der KPÖ und schon gar nicht für ihre besten marxistisch-leninistischen Theoretiker – wir sind stolz auf sie. Und deshalb lassen wir Ernst Wimmer zu seinem 100. Geburtstag hochleben, indem wir sein Andenken ehren, sein Wirken würdigen und sein Werk fortsetzen.
Otto Bruckner und Tibor Zenker