Erklärung der Zentralen Leitung der Jugendfront zum Internationalen Frauenkampftag. Wien, am 8. März 2024.
In den vergangenen Tagen und Wochen häuften sich die Schlagzeilen über Frauenmorde in Österreich. Alleine in Wien wurden Ende Februar binnen 24 Stunden 5 Frauen getötet – so viele wie im ganzen Jahr 2023 in der Bundeshauptstadt. Diese Morde sind die grausame Spitze eines Eisberges der Gewalt, welche im Durchschnitt jede dritte Frau über 15 Jahren einmal in ihrem Leben erfahren muss. Der Einsatz von K.-o.-Tropfen beim Klubbesuch, Stalking, Belästigung am Arbeitsplatz sind allesamt Ausdruck von Gewalt an Frauen.
Das System der Ausbeutung und Unterdrückung beginnt nicht erst bei körperlicher Gewalt. Frauen werden im Kapitalismus doppelt ausgebeutet: Erstens, wie auch ihre männlichen Kollegen am Arbeitsplatz von den Kapitalisten und zweitens, durch die unbezahlte Reproduktionsarbeit: Frauen kümmern sich in aller Regel um die Erziehung von Kindern, sowie um die Betreuung von alten und kranken Familienmitgliedern. Sie schmeißen in aller Regel den Haushalt und tun all dies ohne Entgelt, können daneben oftmals nur Teilzeit arbeiten. Außerdem erhalten Frauen für die gleiche Arbeit im Durchschnitt weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Daraus resultieren ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse vom Partner, sowie Armut und Altersarmut.
Schon in Kinderjahren bekommen Mädchen veraltete und frauenverachtende Rollenbilder sowie unrealistische Körperideale von der kapitalistischen Werbeindustrie vor die Augen gesetzt. Ein großer Teil der Jugendlichen konsumiert pornografische Inhalte, wo mitunter übergriffige und gewalttätige Formen von Sexualität verharmlost beziehungsweise verherrlicht werden. Auch in der herkömmlichen Film‑, Kunst‑, Musik- und Kulturbranche wird die Unterdrückung der Frau propagiert – nicht nur in Rap und Hip-Hop, wie es die bürgerliche Presse in gewohnt rassistischer Manier gerne darzustellen versucht. All das führt zu einer umfassenden Verinnerlichung dieser falschen Rollenbilder. Frauen wird dauernd und an allen Fronten gesagt, sie sollen leise sprechen, wenig Platz einnehmen, oder kurz: Sie sollen sich unterordnen.
Vergewaltigungen, Menschenhandel, Missbrauch und ökonomische Abhängigkeitsverhältnisse werden täglich reproduziert, nicht zuletzt durch das in Österreich legale System der Prostitution. Und doch gibt es etliche linke Parteien und Organisationen, die die Befreiung der Frau mit radikalen Phrasen und lautstark propagieren, gleichzeitig aber keine Worte darüber verlieren, wie sehr die Existenz von Prostitution die Emanzipation der Frau tatsächlich am Boden hält. Besonders migrantische sowie armutsbetroffene Frauen werden durch die Anwendung von Manipulation, Zwang und Drohungen unfreiwillig in die Prostitution getrieben.
All diese Dinge passieren nicht „neben“ dem Kapitalismus. Das Kapital profitiert aktiv davon, dass Frauen unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit leisten und natürlich hat es auch kein Interesse daran, dass Frauen plötzlich den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit erhalten. Und das Kapital wird auch weiterhin misogyne Werbung produzieren, sofern diese sich lohnt. Es bringt nichts, irgendwelche moralischen Forderungen an die Kapitalisten zu stellen, welche von der Ausbeutung von Frauen und Mädchen nur profitieren. Wir müssen uns dagegen wehren – und zwar gemeinsam:
Wir lassen uns nicht spalten. Die Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen und Mädchen geht uns alle etwas an. Wir müssen uns daher auch gemeinsam dagegen organisieren.
Gemeinsam gegen die Unterdrückung von Frauen und Mädchen! Gemeinsam gegen das Kapital, das davon profitiert! Wehrt und organisiert Euch!