Stellungnahme des Parteivorstands der Partei der Arbeit Österreichs (PdA) zum Kollektivvertragsabschluss in mehreren Branchen der Metallindustrie, Wien, 23. September 2025
Wenn Gewerkschaftsvertreterinnen und ‑vertreter als Erfolg verkaufen wollen, dass es zu keiner Null-Lohnrunde gekommen ist, dann weiß man, dass sie ganz schlecht oder gar nicht verhandelt haben. Mit dem KV-Abschluss in mehreren Branchen der Metallindustrie führen PRO-GE und GPA vor, dass ihnen die Sozialpartnerschaft mit den Konzernbossen wichtiger ist als die Durchsetzung der Interessen ihrer Mitglieder. 1,41 Prozent „Lohnerhöhung“ auf die Ist-Löhne ab 1. November 2025 bedeutet, dass gerade einmal die Hälfte der „rollierenden Inflation“ der letzten zwölf Monate abgegolten wird. Um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, hat man jetzt schon mit den Konzernvertretern vereinbart, ab 1. November 2026 eine „Lohnerhöhung“ von 1,9 Prozent festzulegen.
Im Klartext: Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA haben ausverhandelt, dass der Wert der Löhne zwei Jahre in Folge sinkt, denn man muss kein Hellseher sein, um vorauszusehen, dass es auch 2026 eine höhere Inflation geben wird als 1,9 Prozent.
Als Begründung wird von beiden Seiten angegeben, man wolle die Betriebe damit entlasten, und die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten stärken. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sollten wissen, dass Lohnverzicht noch keinen einzigen Arbeitsplatz gerettet hat. Ist die Arbeiteraristokratie denn wirklich so weltfremd, zu glauben, dass sie damit auch nur eine Kündigung oder auch nur eine Betriebsschließung verhindern wird?
Gestiegene Produktivität und sinkende Löhne
Die Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellten sind nicht dafür verantwortlich, wie die Geschäfte der Konzerne laufen. Sie verkaufen ihre Arbeitskraft, und die Gewerkschaften haben den Kaufpreis gerade gesenkt. Dabei stieg zum Beispiel die Produktivität pro Arbeitsstunde zwischen Juni 2024 und Juni 2025 um 5,8 Prozent! Umso empörender sieht der Abschluss in der Metallindustrie aus.
Andere Faktoren führen zu Problemen in der Industrie. Das größte Problem sind die exorbitant gestiegenen Energiepreise. Das haben wir der EU und den Ja-Sagern in der österreichischen Regierung zu verdanken. Durch die Sanktionspolitik der EU wurde die Industrie von günstigem russischen Erdgas und Erdöl abgeschnitten und muss nun teure Alternativen aus anderen Ländern Europas und den USA einkaufen. Das verteuerte die Lohnstückkosten, die Transportkosten und die Produkte insgesamt. Ein wichtiger Faktor ist auch die Krise der deutschen Automobilindustrie, von dem viele österreichische Zulieferbetriebe betroffen und die Auswirkungen der Kriege und Krisen des weltweiten kapitalistischen Systems sind.
Arbeiterklasse muss Druck aufbauen und sich selbst organisieren!
Die Kosten sind aber noch viel stärker für die privaten Haushalte gestiegen. Strom ist um ein Drittel teurer geworden, auch Wohnen, Lebensmittel und alle Dinge des täglichen Bedarfs sind weitaus höher gestiegen als die 2,8 Prozent Durchschnittsinflation.
Die Arbeiterklasse unseres Landes hat heute wieder ein anschauliches Beispiel vor Augen geführt bekommen, wohin die Sozialpartnerschaft führt. Sie schädigt die Arbeiterklasse und hilft den Konzernen und ihren Aktionären, die natürlich nicht auf ihre Gewinnausschüttungen verzichten.
Die Lehre aus diesem Desaster ist, dass die Basis Druck von unten aufbauen und sich selbst organisieren muss. Denn wie die da oben es „für uns richten“, haben wir jetzt gesehen!
Die Arbeiterklasse muss sich selbst organisieren, sich ihrer Stärke bewusst werden und ihre Sache selbst in die Hand nehmen. Das letzte, was sie braucht, sind Gewerkschaftsführerinnen und ‑führer, die das Lied der Konzernherren singen.