Damit auch wirklich klar wird, was das bedeutet, sei das mal verbildlicht in Relation gesetzt: Ein Arbeiter, der 1998 für seine rund 225 Arbeitstage pro Jahr „voll“ bezahlt wurde, arbeitet 2013 quasi 31,5 Tage umsonst. Eine Arbeiterin mit einer 38-Stunden-Woche, die 1998 einen entsprechenden Lohn erhielt, arbeitet heute mehr als fünf Stunden pro Woche gratis. Oder anders – und noch einfacher – gesagt: Jeder Arbeiter/jede Arbeiterin hat in den letzten 15 Jahren faktisch mehr als eineinhalb Monatsgehälter verloren.
Komisch. Das BIP pro Kopf ist seit 1998 (100%) bis 2013 auf 132% des damaligen Wertes gestiegen, die Arbeitsproduktivität auf immerhin 130%. Es wird mehr geschaffen und geleistet, der einfache Arbeiter/die Arbeiterin sieht davon trotzdem nichts. Wo bleibt also die Differenz? Sie steckt in Unternehmensgewinnen, Kapitalzuwächsen oder in absurden Spitzengehältern von Managern und Bankern – kurz: in diversen Abkömmlingen des kapitalistischen Profits, der seinerseits keineswegs sinkt. Das ist auch nicht neu, dass die Arbeiter vom Kapital ausgebeutet werden. Bemerkenswert ist aber, dass sich diese Ausbeutung in den letzten 15 Jahren derartig verstärkt hat und dies nun sogar von amtlicher Seite bestätigt werden muss.
Klar ist auch: Es sind keine „schwächelnde Konjunktur“, angebliche „Wettbewerbsnachteile“ oder ähnlicher vorgeschobener Blödsinn für die Lohnverluste in der Arbeiterklasse verantwortlich, sondern die Sache hat System – und dieses System heißt Kapitalismus. Die Ausbeutung kann nur mit dem Kapitalismus überwunden werden. Lohnentwicklungen aber, die reale Verluste bedeuten, sind keineswegs einfach so hinzunehmen – ihnen sind eine kämpferische und organisierte Arbeiterklasse und entsprechende Maßnahmen entgegenzusetzen. Solange die Arbeiterinnen und Arbeiter jedoch von einem handzahmen FSG-beherrschten ÖGB und einer ebensolchen AK „vertreten“ sowie von einer asozialen SPÖ betrogen werden, die lieber mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung packeln, als sich konsequent für die arbeitenden Menschen einzusetzen, wird sich freilich nichts ändern.
Wer für höhere Löhne, einen größeren Anteil der Arbeiterklasse am selbst produzierten Reichtum und schlussendlich für das Ende der Ausbeutung kämpfen will, sollte besser nicht auf die Sozialdemokratie setzen, sondern auf Klassenkampf statt Packelei und Verrat. Das ist bitter nötig, wie die Zahlen beweisen. Und dafür stehen die Partei der Arbeit und die Kommunistische Gewerkschaftsinitiative (KOMintern).
Tibor Zenker, stv. Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs